Kurze Zusammenfassung
Dieser Text fasst einen Vortrag von Pater Anselm Grün über die heilende Kraft der Musik zusammen, ergänzt durch musikalische Beiträge von Pater Joel. Grün beleuchtet die Bedeutung der Musik in verschiedenen spirituellen Traditionen und im christlichen Kirchenjahr, wobei er besonders auf den gregorianischen Choral eingeht. Er erläutert, wie Musik Stimmungen verwandeln, die Seele berühren und einen Raum der Stille und Verbundenheit schaffen kann. Abschließend gibt er Einblicke in ein persönliches Ritual, das dazu dient, innere Gegensätze zu umarmen und einen heiligen Raum in sich zu schützen.
- Musik als heilende Kraft und Ausdruck der Sehnsucht
- Bedeutung des gregorianischen Chorals im Kirchenjahr
- Verwandlung von Stimmungen durch Musik
- Schutz des inneren heiligen Raums
Einführung und Begrüßung
Die Veranstaltung beginnt mit einer Begrüßung durch den Moderator, der Pater Anselm Grün als einen weltberühmten Autor von über 300 Büchern vorstellt, die in 30 Sprachen übersetzt wurden und eine Auflage von über 20 Millionen Exemplaren haben. Pater Joel, ein ehemaliger Opernsänger aus dem Kloster Münsterschwarzach, wird ebenfalls vorgestellt und soll den Abend musikalisch begleiten. Der Moderator weist auf weitere Veranstaltungen hin und kündigt einen Büchertisch sowie die Möglichkeit zur Signierung an.
Die heilende Wirkung der Musik
Pater Anselm Grün beginnt seinen Vortrag mit Zitaten von Martin Heidegger und Ernst Joachim Berendt, die die Geborgenheit und die transzendentale Natur der Musik hervorheben. Er zitiert Pythagoras und Platon, die die heilende Wirkung der Musik auf die seelischen Schwingungen und die Harmonie der Seele betonen. Grün erläutert, wie Clemens von Alexandria den griechischen Mythos von Orpheus verchristlichte und ihn als Vorläufer von Jesus deutete, der in die Unterwelt hinabstieg, um die Menschen mit dem Lied der Auferstehung zu erlösen.
Die Bedeutung der Musik bei den Kirchenvätern
Pater Anselm Grün erläutert die Bedeutung der Musik bei den Kirchenvätern, insbesondere Augustinus, für den die Musik Ausdruck der Sehnsucht nach der wahren Heimat ist. Er zitiert Augustinus' berühmtes Wort "Cantare amantis est" und betont die Verbindung zwischen Singen und Liebe. Weitere Kirchenväter wie Boethius und Cassiodor werden erwähnt, die ebenfalls über die verwandelnde Kraft der Musik schrieben.
Der gregorianische Choral
Pater Anselm Grün spricht über die Bedeutung des gregorianischen Chorals in seinem Leben und im Kirchenjahr. Er beschreibt, wie der Choral das Kirchenjahr prägt und wie die Worte Gottes durch den Choral so erklingen, dass sie die Menschen berühren können. Er erwähnt den Mönch Hartker, der im 10. Jahrhundert Neumen über die Noten schrieb und die spirituelle Bedeutung der Texte verstand. Grün erläutert die heilende Wirkung der acht verschiedenen Töne des Chorals, die jeweils unterschiedliche Klangräume in der Seele öffnen und die Worte Gottes in diese Räume eindringen lassen.
Die acht Töne des Chorals
Pater Anselm Grün erläutert die Bedeutung der acht Töne des gregorianischen Chorals. Der erste Ton steht für die Sehnsucht junger Männer nach Erfüllung in Gott, der zweite für die Beziehungsfähigkeit junger Frauen. Der dritte Ton symbolisiert die Auferstehung und die Befreiung aus der Grube, während der vierte Ton, der Ton der Beerdigung, die Überwindung des Todes durch die Auferstehung feiert. Der fünfte Ton öffnet den Himmel, der sechste ist ein optimistischer Ton des Vertrauens, der siebte ist der Ton der Engel und der achte Ton stellt einen Weg zum gelingenden Leben dar.
Musikbeispiele und Rituale im Kirchenjahr
Pater Joel singt das Oster-Halleluja im siebten Ton, gefolgt vom Pascha-Abendmahlslied. Pater Anselm Grün spricht über Musikrituale, die das Kirchenjahr prägen, wie die Kantaten von Johann Sebastian Bach im Advent und das Weihnachtsoratorium. Er betont die Bedeutung der Z-Moll-Messe von Mozart an Weihnachten, insbesondere das Credo, das das Geheimnis der Menschwerdung Gottes und die Verwandlung des Menschen darstellt.
Die sieben Worte Jesu am Kreuz
Pater Anselm Grün spricht über die sieben Worte Jesu am Kreuz von Joseph Haydn und wie sie die Ängste des Menschen ansprechen und verwandeln können. Er erläutert, wie jedes Wort eine spezifische Angst anspricht und durch die Musik verwandelt wird, sei es die Angst vor Schuldgefühlen, Verlassenheit oder dem Tod.
Die Verwandlung von Stimmungen durch Musik
Pater Anselm Grün erläutert, wie Musik bestimmte Stimmungen verwandeln kann. Er spricht über die Angst und wie Johann Sebastian Bachs Kantate "Ich hatte viel Bekümmernis" diese Angst ausdrückt und durch den Dialog zwischen Jesus und der Seele verwandelt. Er spricht auch über die Freude und wie die Kantate "Jauchzet alle Lande" von Bach Vertrauen und Zuversicht vermitteln kann.
Schönheit und Musik
Pater Anselm Grün betont die Bedeutung der Schönheit in der Musik und zitiert Platon, der sagt, dass alles, was ist, wahr, gut und schön ist. Er erläutert, wie Schönheit Liebe erzeugt und wie wir uns selbst als schön erleben, wenn wir uns liebevoll anschauen. Er spricht über die heilende Wirkung der Schönheit, insbesondere in der Musik von Mozart, und zitiert Karl Barth und Hans Küng, die die spirituelle Tiefe und die ursprüngliche Schönheit der Welt in Mozarts Musik erkennen.
Sorge und Musik
Pater Anselm Grün spricht über die Sorge und wie Jesus dazu auffordert, sich nicht zu sorgen. Er unterscheidet zwischen der ängstlichen Sorge (Merimna) und der liebenden Fürsorge (Meletauo) und erläutert, wie die ängstliche Sorge in liebende Fürsorge verwandelt werden kann. Pater Joel singt den Introitus vom dritten Adventssonntag, "Gaudete", der die Sorge verwandelt und Freude und Vertrauen vermittelt.
Musik und Stille
Pater Anselm Grün betont, dass Singen nicht nur Ausdruck der Sehnsucht ist, sondern auch in das Innerste des inneren Hauses führt. Er erläutert, wie Musik Emotionen ausdrückt und dadurch den Weg in die innere Stille ebnet. Er zitiert einen Kirchenmusiker, der sagt, dass Choral die Kunst ist, die Stille hörbar werden zu lassen.
Ritual zur Umarmung der Gegensätze
Pater Anselm Grün leitet ein Ritual an, bei dem die Zuhörer die Hände über der Brust kreuzen, um die Gegensätze in sich zu umarmen. Er erläutert, wie das Kreuz ein Einheitssymbol ist, das Himmel und Erde, Licht und Dunkel, Glauben und Zweifel vereint. Er spricht einen alten kirchlichen Abendsegen, um den heiligen Raum in uns zu schützen und die Verbundenheit mit anderen Menschen zu stärken.
Abschluss und Dank
Der Moderator bedankt sich bei Pater Anselm Grün und Pater Joel für die wundervolle geistliche Stunde. Er lädt die Zuhörer ein, noch ein wenig zu bleiben, ins Gespräch zu kommen und die Möglichkeit zu nutzen, Bücher zu erwerben und signieren zu lassen. Er weist auf weitere Veranstaltungen hin und bedankt sich beim katholischen Bildungswerk für die Kooperation. Abschließend werden die Zuhörer mit guten Wünschen verabschiedet.
Fragen aus dem Publikum
Einige Zuhörer stellen Fragen an Pater Anselm Grün und Pater Joel. Eine Frage bezieht sich auf die Ähnlichkeiten zwischen dem christlichen und dem buddhistischen spirituellen Weg, die Pater Anselm bestätigt. Eine andere Frage richtet sich an Pater Joel und erkundigt sich, wie er vom Opernsänger zum Mönch wurde, woraufhin er seine persönliche Geschichte erzählt.