Kurze Zusammenfassung
Der Beitrag beleuchtet die geplanten Verschärfungen der Migrationspolitik in Deutschland, insbesondere die Aussetzung des Familiennachzugs für Flüchtlinge mit subsidiärem Schutzstatus und die Verlängerung der Frist für die Einbürgerung. Ein betroffener Vater schildert seine Verzweiflung, während eine Migrationsforscherin die potenziellen negativen Folgen der Maßnahmen auf Integration und die Zunahme irregulärer Migration hervorhebt.
- Geplante Verschärfungen der Migrationspolitik in Deutschland
- Aussetzung des Familiennachzugs und verlängerte Frist für Einbürgerung
- Auswirkungen auf Integration und Zunahme irregulärer Migration
Schnelle Einbürgerung, Familiennachzug: Dobrindt begrenzt Migration
Der Beitrag beginnt mit dem Fall eines Mannes, der vor zehn Jahren aus dem Iran floh und in Remscheid lebt. Er hat subsidiären Schutzstatus, was bedeutet, dass er vorerst in Deutschland bleiben darf, aber seine beiden Töchter zurücklassen musste. Er hat sie seitdem nur einmal gesehen und versucht seit Jahren, sie nach Deutschland zu holen, scheitert aber an der Bürokratie. Der Mann äußert seine Verzweiflung und die Angst, dass die neue Regierung den Familiennachzug weiter erschweren wird. Das neue Kabinett hat Maßnahmen von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt gebilligt, die den Familiennachzug von Geflüchteten ohne Asylstatus für zwei Jahre aussetzen sollen. Aktuell erhalten 1000 Familienangehörige auf diesem Weg ein Visum für Deutschland. Dörte Frisch von der Flüchtlingshilfe Velbert kritisiert die Maßnahme als falsches Signal, da die Familie für die Integration besonders wichtig sei.
Interview mit der Migrationsforscherin Judith Kohlenberger
Judith Kohlenberger, Migrationsforscherin an der Universität Wien, äußert sich skeptisch zu den geplanten Maßnahmen. Sie betont, dass die Familienzusammenführung einen integrativen und sozial stabilisierenden Effekt habe, insbesondere auf Männer, die oft alleine einreisen. Wenn diese Männer im Familienverbund eingebunden sind, wirke sich dies positiv auf ihre Inklusion und Erwerbstätigkeit aus. Kohlenberger warnt davor, dass die Begrenzung des Familiennachzugs dazu führen könnte, dass Menschen gefährlichere und teurere irreguläre Wege wählen, um ihre Familien nachzuholen. Sie äußert sich auch zur geplanten Verlängerung der Frist für die Einbürgerung von drei auf fünf Jahre. Im Vergleich zu Österreich sei das deutsche Einbürgerungsgesetz immer noch relativ liberal. Sie betont, dass die Einbürgerung als Katalysator für Integration wirken könne, wenn sie nach vier bis sechs Jahren erfolge, da der integrative Effekt später verpuffe. Kohlenberger betont die Notwendigkeit, irreguläre Migration zu senken und reguläre Formen der Zuwanderung zu fördern, wie beispielsweise die Familienzusammenführung. Sie argumentiert, dass viele Probleme, die derzeit durch Grenz- und Asylpolitik gelöst werden sollen, eigentlich in der Wohnungs-, Sozial- und Bildungspolitik liegen.