Der Gott Jordan Petersons | Hartls Senf #24

Der Gott Jordan Petersons | Hartls Senf #24

Kurze Zusammenfassung

Diese Zusammenfassung befasst sich mit Jordan Petersons neuem Buch "We Who Wrestle with God" und bietet eine kritische Auseinandersetzung mit seinen Ansichten über Gott, Religion und die Bibel. Es werden Petersons Ansatz, seine wertvollen Einsichten, philosophische und theologische Probleme sowie ein abschließendes Fazit beleuchtet.

  • Peterson liest die Bibel aus einer psychologischen Perspektive, beeinflusst von Carl Gustav Jung.
  • Er betrachtet die Bibel als eine Sammlung von Mythen und Symbolen, die eine moralische Landkarte für die westliche Kultur darstellen.
  • Das Buch ist lesenswert für Atheisten, Christen und Menschen, die an Selbsthilfe interessiert sind, bietet aber auch philosophische und theologische Diskussionspunkte.

Einleitung

Jordan Peterson wird als eine polarisierende Figur vorgestellt, die sowohl als wichtiger Intellektueller als auch als gefährlicher Vordenker der Neuen Rechten wahrgenommen wird. Der Redner kündigt an, Petersons neues Buch über Gott kritisch zu würdigen.

Jordan Peterson: Selbsthilfe-Guru, Kulturkämpfer, Bibelinterpret

Jordan Peterson wird als dreifache Persönlichkeit beschrieben: ein Selbsthilfe-Guru, ein Kulturkämpfer und ein Psychologieprofessor, der die Bibel aus einer psychologischen Perspektive liest. Seine Bibelauslegungen haben Millionen von Menschen erreicht. Der Redner will Petersons Gottesvorstellung analysieren, seine Vorgehensweise, wertvolle Einsichten und Probleme aufzeigen und ein Fazit ziehen. Das Buch wird sowohl naturwissenschaftlich orientierte als auch fromme Leser verstören, aber dennoch lesenswert sein.

Petersons Ansatz: Bibel als moralische Landkarte

Peterson reiht sich in eine Reihe von Autoren ein, die die Bibel aus einer wissenschaftlichen Perspektive lesen. Er nimmt die biblischen Texte ernst und geht davon aus, dass sie Wahrheiten enthalten, die er rational zu ergründen versucht. Er konzentriert sich hauptsächlich auf Genesis, Exodus und das Buch Jona. Peterson definiert Gott als das höchste Gut, nach dem sich jeder Mensch ausrichtet, und als die Stimme des Gewissens. Mythen dienen als moralische Landkarte, und die Bibel stellt eine einheitliche Menge von Symbolen bereit, die für die westliche Kultur grundlegend sind. Peterson glaubt, dass die Bibel die Grundlage unserer westlichen Kultur ist, unabhängig davon, ob wir daran glauben oder nicht.

Übernatürliches und Symbolsprache

Das Übernatürliche spielt in Petersons Interpretation eine untergeordnete Rolle. Er liest die Bibel mit einer naturwissenschaftlichen Brille und deutet Gebet als Öffnung für Inspiration. Transzendenz und Immanenz werden fast als eins betrachtet. Peterson vermischt die Symbolebenen und sieht in der Bibel eine durchgehende Symbolsprache. Es wird die Frage aufgeworfen, ob diese Interpretation der Diversität der Bibel gerecht wird und ob es überhaupt etwas Göttliches gibt, wenn alles auf natürliche Prozesse reduziert wird.

Symbolische Auslegung und funktionaler Gottesbegriff

Die symbolische Auslegung der Bibel ist nicht ungewöhnlich und hat eine lange Tradition. Peterson setzt diese Tradition fort, indem er biblische Geschichten psychologisch oder auf unser individuelles Leben auslegt. Sein funktionaler Gottesbegriff, der Gott als die Stimme des Gewissens oder das höchste Gut definiert, ähnelt Luthers Auslegung der Zehn Gebote.

Wertvolle Einsichten

Peterson bietet interessante neue Einsichten in die Bibel, insbesondere wenn man sie schon oft gelesen hat. Er ist gebildet in Psychologie und Mythen anderer Kulturen und zeigt spannende Verbindungen auf. Er tilgt den Literalsinn nicht, sondern lässt Raum für Wunder und historische Ereignisse.

Literalsinn und Gnosis

Peterson vermeidet es, die Bibel auf psychologische oder intellektuelle Prinzipien (Gnosis) zu reduzieren. Er lässt die Tür offen für die Möglichkeit, dass sich die Auferstehung wirklich ereignet hat und dass die Hölle mehr als nur ein psychologischer Zustand ist. Er glaubt an eine Verbindung zwischen Ideen und dem Leib und dass es eine Evolution der Ethik gibt.

Glaube, Naturalismus und symbolisches Denken

Petersons Definition von Glaube betont das Handeln gemäß dem, was man für wahr hält. Er kritisiert den Naturalismus, der die Bedeutung von Ethik und symbolischem Denken unterschätzt. Peterson betont die Wichtigkeit von Geschichten und Symbolen, um die Welt zu verstehen und moralische Entscheidungen zu treffen.

Philosophische Probleme

Peterson wird als kein Philosoph kritisiert, der Philosophen oft oberflächlich zitiert und ein naives wissenschaftliches Weltbild vertritt. Er glaubt, dass Weltanschauungen die Realität widerspiegeln, was philosophisch nicht haltbar ist. Seine jungsche Archetypenlehre wird ebenfalls kritisiert, da sie die Möglichkeit der Selbstwerdung des Einzelnen einschränken könnte.

Archetypenlehre und Mythen

Die wissenschaftliche Legitimation von Jungs Archetypenlehre wird in Frage gestellt. Es wird kritisiert, dass Peterson überall die gleichen Muster sieht und die Wertschätzung von Mythen als Grundlage der Moral den Weg vom Mythos zum Logos übersieht.

Theologische Probleme

Peterson wird als kein Theologe kritisiert, der theologische Literatur übergeht und die biblischen Autoren nicht als Autoren sprechen lässt. Seine Übertragung der Theorie der Meme auf biblische Symbole wird als einseitig betrachtet, da die Bibel auch widersprüchliche Symbole enthält.

Evolution und Weltgeist

Peterson glaubt an eine Evolution in der Welt des Geistes, was an Theilhard de Chardin und Hegel erinnert. Dies wirft die Frage auf, ob es wirklich noch Gott im Spiel ist oder ob es sich nur um natürliche Prozesse handelt. Es wird ein wissenschaftspositivistischer und fortschrittsoptimistischer Ansatz kritisiert, der biblische Konzepte wie den Turmbau zu Babel übersehen könnte.

Andersartigkeit Gottes und Eindeutigkeit

Es wird kritisiert, dass Peterson die Andersartigkeit Gottes tilgt und alles in der eigenen Seele ausmacht. Er schafft oft eine Eindeutigkeit, die in der Schrift nicht vorhanden ist, und neigt dazu, Hierarchien zu betonen, die in der Bibel immer wieder hinterfragt werden.

Evangelium und Ideologie

Das Evangelium ist kein politisches Konzept oder eine Ideologie, sondern steht jenseits solcher Konstrukte. Es gibt sowohl Gleichnisse, die in eine wirtschaftsliberale Richtung gehen, als auch solche, die die Gnade und das Geschenk betonen.

Fazit: Kritische Würdigung

Petersons Ansatz wird als Mischung aus banalem Selbsthilfe, Amateurphilosophie, christlicher Mythologie, evidenzfreier jungscher Psychologie und marktkapitalistischer individualistischer Politik kritisiert. Seine konservative politische Haltung beeinflusst seine Auslegung der Schrift.

Christliche Kultur und Reich Gottes

Es wird die Frage aufgeworfen, ob es überhaupt eine christliche Kultur gibt und ob die Bibel für einen christlichen Kulturkampf missbraucht werden kann. Das Reich Gottes ist nicht von dieser Welt und lässt sich nicht so leicht politisch einordnen.

Lesenswert und persönliche Hingabe

Das Buch ist lesenswert für Atheisten, Christen und Menschen, die an Selbsthilfe interessiert sind. Es wirft wichtige Fragen auf und zeigt die Relevanz dieser Fragen. Peterson nähert sich der Bibel immer weiter an, ist aber noch nicht christlich, da er sich an seinen Verstand klammert und sich nicht bedingungslos dem Geheimnis der Liebe hingibt. Christentum ist keine politische Ideologie, sondern eine persönliche Hingabe an Jesus Christus.

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