Kurze Zusammenfassung
In dieser Vorlesung geht es um die Frage, wovon Menschen leben, insbesondere im Kontext des Galaterbriefs des Paulus. Es wird untersucht, wie das Damaskus-Erlebnis des Paulus sein Leben veränderte und ihn dazu brachte, die Menschheit als krank im Zustand der Gottesferne zu betrachten. Die Vorlesung beschäftigt sich mit den Begriffen Sünde, Erbsünde und Erlösung und wie diese durch das Denken von Sören Kierkegaard im 19. Jahrhundert neu interpretiert werden können. Kierkegaards Schlüsselbegriff der Angst wird als zentral für das Verständnis der christlichen Diagnose des menschlichen Lebens herausgestellt. Abschließend wird die Verbindung zwischen Kierkegaards existenzphilosophischen Ansätzen und der Psychoanalyse Sigmund Freuds beleuchtet, um ein tieferes Verständnis der menschlichen Verzweiflung und der Möglichkeit zur Erlösung zu erlangen.
- Das Damaskus-Erlebnis des Paulus und seine Auswirkungen auf sein Leben und seine Sichtweise der Menschheit.
- Die Auseinandersetzung mit den theologischen Begriffen Sünde, Erbsünde und Erlösung.
- Die Bedeutung von Kierkegaards Begriff der Angst für das Verständnis der menschlichen Existenz.
- Die Verbindung von Existenzphilosophie und Psychoanalyse zur Erforschung der menschlichen Verzweiflung und der Wege zur Heilung.
Einführung
Die Vorlesung beginnt mit einer Einführung in das Thema, wobei der Fokus auf dem Damaskus-Erlebnis des Paulus liegt, das sein gesamtes Leben veränderte. Paulus erkannte sich selbst als von Grund auf verkehrt und sah sich als Einzelner im Gegensatz zu den Festlegungen der Gesetzeserfüllung. Die Frage, wovon er lebt, wurde für ihn existenziell. Er sah es als seine Aufgabe an, seine Erfahrungen der gesamten Menschheit mitzuteilen, da er die Menschheit mit den Augen des gekreuzigten Jesus von Nazareth als tief erkrankt in ihrer Normalität erkannte.
Die Schwierigkeit der theologischen Sprechweise
Es wird die Schwierigkeit der theologischen Sprechweise thematisiert, insbesondere im Hinblick auf die Begriffe Sünde und Erlösung. Die traditionelle christliche Lehre, dass Menschen Sünder sind und durch Jesu Christi Opfer am Kreuz erlöst wurden, wird hinterfragt. Es wird betont, dass diese Begriffe oft schwer verständlich und sogar widersprüchlich sind. Paulus spricht oft von der Sünde als einer Macht, die die gesamte menschliche Existenz verformt. Die Übersetzung für Sünde wird als Leben in Gottesferne gefunden, was die Frage aufwirft, wer Gott überhaupt braucht, um sich selbst zu finden.
Sören Kierkegaard und der Begriff Angst
Sören Kierkegaard wird als ein Religionsphilosoph vorgestellt, dessen Denken helfen kann, die Botschaft des Paulus besser zu verstehen. Kierkegaards Arbeit "Der Begriff Angst" aus dem Jahr 1844 wird als Schlüssel zum Verständnis der christlichen Diagnose über das menschliche Leben in seiner problematischen Zentralstellung betrachtet. Angst wird als das Getriebe gesehen, und es wird untersucht, woher sie kommt und was ihre Folgen sind. Auch seine spätere Arbeit "Die Krankheit zum Tode" aus dem Jahr 1848 wird in die Betrachtung einbezogen.
Glaube und Vertrauen
Der Glaube, von dem Paulus spricht, ist keine rationale Wahrnehmung bestimmter Denktraditionen oder dogmatischer Lehrentscheidungen, sondern eine Daseinsverankerung im personalen Urgrund der eigenen Existenz. Glaube lässt sich nur von Person zu Person vermitteln, ähnlich wie Vertrauen gelernt wird. Menschen sind oft Gefangene ihrer Ängste, und Kierkegaard erklärt, dass Freiheit selbst die Quelle der tiefsten aller Ängste ist. Glaube ist eine Existenzmitteilung, bei der man dem anderen seine Güte und Personalität glaubt.
Die Krankheit zum Tode als Verzweiflung
Im Zustand der Gottesferne ist das gesamte Dasein verloren, was Kierkegaard als die Krankheit zum Tode bezeichnet. Diese Krankheit wird als Verzweiflung interpretiert, die existentiell bedeutet, dass man falsch in seiner ganzen existentiellen Auslegung lebt. Erbsünde bedeutet, dass etwas alle Menschen betrifft, und wenn Menschen frei sind, müsste jeder selbst entscheiden können. Kierkegaard stellt die Frage, was in der Freiheit für einen Moment gelegen hat, dass es zum Abfall des Vertrauens in die Grundlage der Existenz führen kann.
Freiheit und Angst
Freiheit birgt Angst in sich, und zur Freiheit gehört ein gewisses Interesse, sich selbst abzuschaffen. Die Zuschreibung von Freiheit als Ausdruck des menschlichen Wesens ist eine Aussage der Geistmetaphysik. Die Angst wird genutzt, um zu erläutern, was sich ergibt, wenn die Freiheit ein Interesse bekommt, sich selbst abzuschaffen. Kierkegaard bringt Psychologie und metaphysische Anthropologie zusammen, um zu existentialisieren. Wenn jeder im Schwindel der Angst seine Angst verliert, kann man verstehen, wie alle Menschen zu Sündern werden und den Grund ihrer Existenz aus den Augen verlieren.
Psychologie und Theologie
Die Psychologie kann helfen, zu begreifen, was sich in Menschen abspielt, die keinen Gott mehr haben wollen oder brauchen können und die die Freiheit loswerden möchten, indem sie in einen Zustand fliehen, in dem sie behaupten, in aller Freiheit nur zu tun, was richtig ist. Sie schaffen sich selbst als Personen ab, aber können dies nicht zugeben. Die Angststudie wird als eine simple psychologisch hinweisende Erörterung in Richtung des dogmatischen Problems der Erbsünde verstanden.
Kierkegaard vs. Medizin seiner Zeit
Es geht um ein Geheimnis, dessen Beschreibung innerhalb des menschlichen Daseins nicht hinweg zu erklären ist, aber dazu dient, die Gründe zu verstehen, warum Menschen sich selbst abschaffen und ein Dasein führen, das sie für glücklich erklären, obwohl es das tiefste Unglück verkörpert. Es wird eine Vorstellung benötigt, die die Schuldhaftigkeit des Versinkens der Freiheit in der eigenen Angst begreift. Jeder verfällt der Erbsünde im Strudel der Angst, aber jeder ist schuld an der Angst, weil der Glaube ihm entschwunden ist.
Kierkegaard vs. Freud
Kierkegaard erweitert die Analyse von Geist und Freiheit zu einer Vorwegnahme dessen, was in der Psychoanalyse als Neurosenlehre bekannt ist. Die Krankheit zum Tode wird aus der Feder Kierkegaards genommen, um etwas, das später in der Psychoanalyse als seelische Erkrankung beschrieben wird, damit zu verbinden. Die Psychoanalyse hat ihre Grenze, da ihre Therapie darin bestehen müsste, ein Vertrauen zu bilden, für das sie selbst keine Grundlage hat.
Psychoanalyse und ihre Grenzen
Wenn Menschen in der Psychoanalyse ihre neurotischen Einschränkungen durcharbeiten, treten sie vor Probleme, die nicht mehr gelöst werden können, wie die Frage nach dem Sinn des Lebens und der eigenen Sterblichkeit. Die Psychoanalyse hat darauf keine Antwort, außer dem Todestrieb. Freud argumentiert thermodynamisch, dass Leben eine Abweichung vom thermodynamischen Gleichgewicht ist, aber die Physik ist nicht Psychologie.
Freud und die Naturwissenschaft
Sigmund Freud entwickelte seine Psychoanalyse im Widerspruch zu den herrschenden Naturwissenschaftlern. Um Menschen zu helfen, musste er sich für die Psychologie der Menschen interessieren, da die Naturwissenschaft keine Ahnung vom Nervensystem hatte. Freud glaubte nicht an die Freiheit, sondern an den Determinismus der Seele. Er meinte, die Psychoanalyse würde eines Tages durch Chemie ersetzt werden, hätte aber sagen müssen, dass sie eine Form der Daseinsharmeneutik ist.
Kierkegaard und die Medizin seiner Zeit
Kierkegaard bedauerte den Ausfall der Seele in der Medizin und im Denken seiner Zeit. Er kritisierte, dass man das Dämonische unter dem Gesichtspunkt medizinischer Behandlung betrachtete und mit Pulver und Pillen dagegen vorging. Er ironisierte, dass die medizinisch behandelnde Anschauungsweise das Phänomen der seelischen Erkrankung als physisch und somatisch ansah und Tabellen erstellte, anstatt den Einzelnen in seiner Individualität zu verstehen.
Angst und Personalität
In der Medizin und in allen anderen Naturwissenschaften werden die Person, das Subjekt und die Seele methodisch ausgeklammert, um die Angst des Geistes zu vermeiden. Angst tritt nur dort auf, wo Personalität, Subjektivität und Geistigkeit sich finden. Die Naturwissenschaften schaffen die Angst ab, indem sie die Personalität abschaffen. Die Wissenschaft beruhigt von der Angst, aber die Angst beginnt damit, dass sie zurückkehrt.
Der Mensch ist Geist
Der Mensch ist Geist, und Geist ist das Selbst. Das Selbst ist ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält oder das am Verhältnis, dass das Verhältnis sich zu sich selbst verhält. Der Mensch ist eine Synthese von Unendlichkeit und Endlichkeit, von zeitlichem und ewigem, von Freiheit und Notwendigkeit. Indem der Mensch seiner selbst bewusst wird, entdeckt er die Tatsache seiner radikalen Kontingenz und Nichtigkeit.
Selbstverhältnis und Verzweiflung
Der Mensch hat sich nicht selbst ins Dasein gerufen, sondern wurde ins Dasein gerufen, letztlich von jemandem, dessen Dasein selbst nicht kontingent ist. Wenn jemand im Zustand des Selbst sein Selbst nicht durchsichtig in der Macht gründet, die es gesetzt hat, tritt das Verhältnis für sich selbst in ein Missverhältnis für sich selbst. Dies ist die seelische Erkrankung, die Verzweiflung.
Die Macht des Setzens
Menschen bestehen aus Körper und Seele, und sie werden sich dessen bewusst. Sie merken, dass sie nicht sich selbst geschaffen haben und dass alles an ihnen durch Bewusstwerdung als kontingent entdeckt wird. Sie sind gesetzt worden, ohne dass man sie gefragt hat, ob sie das überhaupt wollen. Entweder gibt es die Macht überhaupt nicht, dann bleiben sie im Raum der Natur der bloße Zufall, oder sie nehmen sich als gesetzt von einem Willen, der möchte, dass sie sind, dann haben sie eine Notwendigkeit in Freiheit aus positivem Wollen.
Verzweiflung als Missverhältnis
Verzweiflung ist das Missverhältnis einer Synthese, das sich zu sich selbst verhält, eine Form der Selbstablehnung, deren Grund darin liegt, dass das Selbst es selbst sein will, ohne dass es durchsichtig in der Macht gründet, die es setzte. Die Möglichkeit dieser Krankheit ist der Vorzug des Menschen gegenüber dem Tier, und auf diese Krankheit der Verzweiflung aufmerksam zu sein, ist der Vorzug des Christen gegenüber dem natürlichen Menschen.
Paulus und die Verzweiflung der Menschheit
Paulus erkennt vor Damaskus, dass die Menschen verzweifelt sind, es aber nicht wissen oder wissen wollen. Die Normalität des natürlichen Lebens ist eine Krankheit, ein Unglück, ein Leiden an sich selbst. Paulus erlebt in dem Gegenüber Jesu vor Damaskus seinen Sendungsauftrag, der sich an alle Menschen richtet, und beides enthält die Diagnose der tödlichen Erkrankung des menschlichen Daseins sowie deren einzig mögliche Therapie.
Sünde und Tod als Unleben
Für Paulus sind Sünde und Tod im Grunde dasselbe, nämlich ein Unleben, ein Selbstbetrug, ein Missverhältnis zu sich selbst, immer in der Ferne von Gott. Sünde übersetzt sich bei Paulus als Gottesferne oder Leben müssen in Gottesferne, fernab von der unbedingten Bejahung unseres nicht notwendigen Daseins.
Die Krankheit zum Tode
Die Krankheit zum Tode ist eine Qual, die sich ereignet, indem man gar nicht mehr leben will, aber auch nicht wirklich sterben kann. Menschen wissen um ihre Unsterblichkeit angesichts ihrer faktisch auf sie zukommenden Sterblichkeit. Zum Selbstbewusstsein gehört ein Wissen um die Unruhe der Ewigkeit. Man kann sich nicht einfach selbst abschaffen, indem man krepiert.
Die Unmöglichkeit des Sterbens
Zum Tode krank sein bedeutet, nicht sterben zu können, aber nicht so, als gäbe es noch Hoffnung auf Leben. Es geht um die Hoffnungslosigkeit, dass selbst die letzte Hoffnung, der Tod, nicht wirklich vorhanden ist. Verzweiflung ist diese qualvolle Widersprüchlichkeit, ewig zu sterben und doch nicht zu sterben. Das Sterben der Verzweiflung setzt sich beständig in Leben um, oder besser in ein gegen sich selbst gerichtetes Leben.
Verzweiflung über sich selbst
Die Verzweiflung führt unweigerlich zu der Erkenntnis, dass man nicht eigentlich über etwas verzweifelt ist, sondern letztlich über sich selbst. Anlässe wie der Tod eines nahestehenden Menschen oder der Verlust des Arbeitsplatzes mögen zu tiefen Stimmungseinbrüchen führen, aber Verzweiflung tritt erst dann ein, wenn ein Lebensentwurf mit der Zielvorstellung, die jetzt als verloren sich darstellt, identisch war.
Verzweiflung und Neurose
Kierkegaard wirft die gleiche Frage auf, die sich analog auch in der analytischen Psychotherapie stellt, nur dass die Verzweiflung über sich selbst in der Psychoanalyse als Neurose bezeichnet wird. Jede therapeutische Behandlung beginnt mit der Frage, wer denn der andere vor seiner seelischen Erkrankung war. Die Gründe der Pathogenese müssen in der Struktur der präneurotischen Persönlichkeitsstruktur vorbereitet gewesen sein.
Die Allgemeinheit der Verzweiflung
Die Hauptschwierigkeit der Diagnose von Verzweiflung besteht in der unspektakulären Allgemeinheit ihres Auftretens. Es ist nicht das Seltene, sondern das ganz Gewöhnliche. Die meisten Menschen leben, ohne sich selbst bewusst zu werden, dass sie als Geist bestimmt sind. Diejenigen, die sagen, sie seien verzweifelt, sind entweder diejenigen, welche eine so viel tiefere Natur haben, dass sie sich als Geist bewusst werden müssen, oder diejenigen, deren schwere Schicksale und entsetzliche Entscheidungen dazu geholfen haben, sich als Geist bewusst zu werden.
Die Chance der Verzweiflung
Es ist eine Riesenchance, zu spüren, dass man verzweifelt ist. Paulus entdeckt sich im Gegenüber Jesu als Sünder, als verfehlt, als verzweifelt. Mit der Entdeckung bricht etwas auf, das eine Riesenchance für ihn bedeutet, die Entdeckung der Wahrheit selbst zu werden und die Menschheit von ihrer Normalität heilen zu können, die eine Krankheit der Verzweiflung darstellt.
Psychoanalyse und Leidensdruck
Der Patient braucht einen echten Leidensdruck, um therapierbar zu sein. Er muss wissen und merken, dass er krank ist. Getrennt von dem üblichen Klagen über die Fehler der Eltern, der Geschwister, der Lehrer über gewisse Zustände und Umstände, bei denen man allmählich der Frage ausweicht, welche Fehleinstellungen und Fehlerwartungen gegenüber der eigenen Person immer wieder zu Scheitern und Unglück in der Realität beitragen müssen.
Die Ursachen der Verzweiflung
Die Schuld für die jetzige Verfassung wird oft den Eltern, dem Kindergarten, der Schule oder der Ausbildung im Beruf gegeben. Seelische Erkrankungen können nur durch Klassengegensätze im Kapitalismus entstehen, während es in einer gesunden Gesellschaft wie im Kommunismus keine seelisch Kranken geben kann. Die Demokratie wird als so gesund dargestellt, dass sie in aller Welt ausgedehnt werden muss, notfalls auch militärisch.
Psychoanalyse und Individualismus
Ein Psychoanalytiker kann die Gesellschaft nicht ändern, sondern nur helfen, im Umkreis der Krankheit nachzugehen, an der der Patient leidet, nämlich an sich selbst. Der Patient ist selbst ursächlich zuständig für seine Krankheit, nicht seine Eltern. Die Anamnese, der psychogenetische Prozess in die Krankheit ist selbst schon Teil der Therapie.
Psychotherapie als Dienst am Menschen
Die Psychotherapie, insbesondere die Psychoanalyse, wird oft als Privileg der Reichen kritisiert. Im Idealfall ist sie jedoch eine Form sokratischen Verhaltens, bei der man dem anderen hilft, sich selbst besser zu verstehen und bei sich selbst anzukommen. Sie ist Gottesdienst am Gott von Delphi, Apoll, dem Gott der Erkenntnis. Man bewertet nicht, man verurteilt nicht, man schimpft nicht aus, man dient buchstäblich dem anderen auf einem Weg, der rein geschenkhaft und unbezahlbar ist.
Paulus und die Heilung der Seele
Die Psychoanalyse im Idealfall ist in eins zu setzen mit dem, was Paulus vor den Toren von Damaskus an der Seite Jesu entdeckt hat. Er hat Menschen von ihrer Seele her geheilt durch ein Gottesbild, das er so vermittelt hat, wie es jenseits von Eden im Zustand der Gottesferne nie war, ein Gott, den man ein für alle Mal nicht mehr fürchtet, sondern dem man Vertrauen entgegenbringt, absolutes Vertrauen gegen die Angst.
Selbstverlust und Geistlosigkeit
Der Selbstverlust der Verzweiflung hat seinen Grund in der Geistlosigkeit der Lebensführung. Es sieht gefährlich aus, einen Menschen dahin zu geleiten, dass er geistig gesehen nicht mehr geistlos dahintreiben soll, betrogen von den Freuden des Lebens oder von dessen Kümmernissen, dass er einsehen soll, dass er niemals ewig entscheiden sich als Geist, als Selbstbewusst wurde oder was ist, niemals darauf aufmerksam wurde und niemals im tiefsten Sinne den Eindruck bekam, dass es einen Gott gibt und dass er er selbst, sein Selbst für diesen Gott da ist.
Das Elend der Geistlosigkeit
Es ist ein Elend, dass so viele so dahinleben, betrogen um den seligsten aller Gedanken, dass man betriebsam ist oder was die Menge der Menschen betrifft, sie mit allem anderen beschäftigt sind, sie dazu gebraucht werden, ihre Kräfte im Schauspiel des Lebens auszugeben, aber sie niemals erinnert an diese Seligkeit, dass man sie zusammenferricht und sie betrügt, statt sie aufzusplittern, damit jeder einzelne das Höchste, das einzige gewinnen kann, dass es wert ist dafür zu leben und genug für eine Ewigkeit darin zu leben.
Paulus und die Geistlosigkeit im Umgang mit Gott
Paulus entdeckt sich als geistlos im Umgang mit Gott. Er hat nur getan, was alle anderen wollten, und die Gesetze des Moses geistlos erfüllt. Er muss jetzt entdecken, dass es ihn dahin gebracht hat, sich nicht nur selbst als Person abzuschaffen, sondern auch alle anderen, die das versuchen, die man die Christen nennt.
Kirchenfremdheit und Atheismus
Wenn das, was in den Kirchen beigebracht wird, nicht stimmt, müsste man sich erinnern an das, was man selbst ist, geworfen ins Unendliche, eine Synthese zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit. Dann wäre die Suche nach der Wahrheit nicht Gottlosigkeit, sondern ein tieferes Verlangen nach Gott.
Kindertaufe und Konfirmation
Man wird getauft, um im Staatskirchentum Dänemarks zu werden wie alle anderen. Es gibt die Individuation, die Verzweiflung, den Glauben überhaupt nicht. Man versichert sich in der Kindertaufe, dass man keine Ausnahme bildet. Bei den 13- und 14-Jährigen gibt es die Konfirmation, das ist wieder eine Familienfeier, da muss man hinkommen, ist man im Allgemeinen dabei, prostet sich zu und hat ja, was soll man denken, einen wirklich Erwachsenen.
Die Schwierigkeit der Erneuerung
Um die Erneuerung und die Heilung zu verstehen, müssen die Zusammensetzung der Verzweiflung im Sinne Kierkegaards und die Begründung strukturell, die die Freiheit ausmacht, genauer durchgegangen werden. Freiheit ist die Synthese von Unendlichkeit und Endlichkeit, Zeit und Ewigkeit, Notwendigkeit und Möglichkeit. Durch ein tieferes Vertrauen im Gegenüber Gottes, wie Jesus es uns geschenkt hat, könnten Befreiung, Selbstwerdung, Integration, Identität und Authentizität möglich werden.