Kurze Zusammenfassung
Dieses Video ist ein Gespräch mit Dr. Karl Deisseroth, einem Psychiater und Neurowissenschaftler, über die Unterschiede zwischen Neurologie und Psychiatrie, die Herausforderungen bei der Behandlung psychischer Erkrankungen und die vielversprechenden neuen Behandlungen für psychische Erkrankungen.
- Psychiatrie stützt sich stark auf verbale Kommunikation und subjektive Bewertungen, während die Neurologie messbare biologische Marker verwendet.
- Stigmatisierung und mangelndes Verständnis stellen erhebliche Herausforderungen bei der Behandlung psychischer Erkrankungen dar.
- Neue Technologien wie Optogenetik, Hirn-Maschine-Schnittstellen und Psychedelika bieten vielversprechende Möglichkeiten für die zukünftige Behandlung psychischer Erkrankungen.
Karl Deisseroth; Neurologie vs. Psychiatrie
Dr. Deisseroth erklärt, dass sich die Psychiatrie auf Störungen konzentriert, bei denen keine physischen Ursachen festgestellt werden können, während die Neurologie messbare Marker wie Schlaganfälle oder Anfallsaktivität im Gehirn untersucht. In der Psychiatrie basieren Diagnosen und Behandlungen hauptsächlich auf verbaler Kommunikation und Bewertungsskalen für Symptome, was die Arbeit erschwert, da das Gehirn ein komplexes Organ ist, das schwer zu verstehen ist.
Sprache; Bluttest?; Hilfe suchen
Da die Psychiatrie auf Sprache angewiesen ist, kann es schwierig sein, Patienten zu diagnostizieren, die wenig sprechen. Obwohl es schwierig ist, Depressionen von anderen Ursachen für Sprachmangel zu unterscheiden, sind Worte notwendig, um zu helfen. Dr. Deisseroth glaubt, dass es in Zukunft quantitative Tests wie EEGs geben wird, um Gehirnwellen zu untersuchen und psychiatrische Erkrankungen zu diagnostizieren. Er betont, dass das größte Problem in der Psychiatrie die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen ist, die viele Patienten davon abhält, Hilfe zu suchen. Viele Menschen glauben, dass sie ihre Probleme selbst bewältigen können, was die Behandlung verzögert und die Symptome verschlimmern kann.
Gefühle, Jargon; Psychiatrische Behandlung
Dr. Deisseroth betont die Schwierigkeit, Gefühle objektiv zu vergleichen, da es viele Wörter gibt, um Emotionen zu beschreiben, aber keine Möglichkeit, sie objektiv zu messen. In der Psychiatrie ist es wichtig, über den Jargon hinauszugehen und zu verstehen, wie sich der Patient tatsächlich fühlt, indem man nach konkreten Beispielen und Erfahrungen fragt. Trotz der Herausforderungen in der Psychiatrie gibt es wirksame Behandlungen für psychische Erkrankungen. Medikamente und Gesprächstherapie können bei vielen Erkrankungen sehr hilfreich sein. Kognitive Verhaltenstherapie kann Menschen helfen, die frühen Anzeichen einer Panikattacke zu erkennen und diese zu verhindern. Antipsychotische Medikamente können Halluzinationen und Paranoia beseitigen, haben aber Nebenwirkungen. Die Elektrokrampftherapie ist eine wirksame Behandlung für therapieresistente Depressionen.
Zukünftige Behandlung; Vagusnervstimulation, Depression, Optogenetik
Um psychische Erkrankungen zu heilen, ist es wichtig, die Schaltkreise und Zellen im Gehirn zu verstehen, die für normales Verhalten verantwortlich sind. Dies kann durch die Untersuchung von Tieren und die Anwendung technischer Ansätze zur Identifizierung der relevanten Schaltkreise erfolgen. Die Vagusnervstimulation ist eine Behandlung für Depressionen, bei der ein Gerät um den Vagusnerv gelegt wird, um das Gehirn zu stimulieren. Der Vagusnerv ist aufgrund seiner Zugänglichkeit ein Ziel für die Stimulation, obwohl er nicht der spezifischste Weg ist, um das Gehirn zu beeinflussen. Optogenetik könnte eine präzisere Stimulationsmethode sein, da sie es ermöglichen würde, bestimmte Zellen im Gehirn zu aktivieren oder zu deaktivieren, die an depressiven Symptomen beteiligt sind.
Hirn-Maschine-Schnittstellen
Hirn-Maschine-Schnittstellen sind ein vielversprechender Ansatz zur Behandlung psychischer Erkrankungen. Elektroden können verwendet werden, um Informationen von Neuronen zu sammeln und das Gehirn zu stimulieren. Die tiefe Hirnstimulation ist eine etablierte Behandlung für Zwangsstörungen, bei der eine einzelne Elektrode im Gehirn platziert wird, um die Aktivität zu modulieren.
ADHS-Symptome, Lebensstil, Technologie
ADHS ist eine Erkrankung, die durch Hyperaktivität und/oder Unaufmerksamkeit gekennzeichnet ist. Es gibt eine Debatte darüber, welcher Anteil der Menschen mit diesen Symptomen behandelt werden sollte. Stimulanzien wie Aderall werden häufig zur Behandlung von ADHS eingesetzt. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Symptome in verschiedenen Lebensbereichen vorhanden sind, um eine Diagnose zu stellen. Quantitative EEG-basierte Diagnosen werden für ADHS entwickelt. Lifestyle-Faktoren wie die Nutzung von Smartphones können ADHS-ähnliche Symptome hervorrufen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine Diagnose eine Beeinträchtigung der sozialen oder beruflichen Funktionsfähigkeit erfordert.
Psychedelika, Depressionsbehandlung, Risiken
Psychedelische Medikamente wie LSD und Psilocybin verändern die Realität und können bei der Behandlung von Depressionen hilfreich sein. Sie bergen jedoch auch Risiken wie Sucht und unerwünschte dauerhafte Veränderungen. Die Verwendung von Psychedelika in kleinen Dosen als Ergänzung zur Therapie kann ebenfalls hilfreich sein, sollte aber sorgfältig und rigoros erfolgen. Psychedelika können die Bereitschaft des Gehirns erhöhen, unwahrscheinliche Hypothesen zu akzeptieren und neue Wege des Denkens zu ermöglichen. Sie können auch die Wahrnehmung von Zukunftsperspektiven verbessern und die Hoffnungslosigkeit bei Depressionen verringern.
MDMA (Ecstasy), Trauma & Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)-Behandlung
MDMA (Ecstasy) ist eine einzigartige Verbindung, die gleichzeitig den Dopamin- und Serotoninspiegel im Gehirn erhöht. Es kann bei der Behandlung von Traumata und PTBS hilfreich sein. MDMA kann Menschen helfen, sich mit anderen zu verbinden und Barrieren abzubauen. Das Gehirn lernt aus diesen Erfahrungen und kann neue Modelle für zukünftiges Verhalten entwickeln.
Projektionen: Eine Geschichte des Buches der menschlichen Emotionen, Optimismus
Dr. Deisseroth ist ein Optimist und glaubt, dass die Zukunft der Psychiatrie vielversprechend ist. Er wollte in seinem Buch "Projections" sowohl für ein breites Publikum zugänglich sein als auch wissenschaftlich rigoros bleiben. Er wollte die Hoffnung und den Fortschritt in der Psychiatrie vermitteln und gleichzeitig die Herausforderungen anerkennen, die noch vor uns liegen.