Fliehen Großinvestoren aus dem US-Dollar? Dr. Andreas Beck & Chris Hofmann von Vanguard im Gespräch

Fliehen Großinvestoren aus dem US-Dollar? Dr. Andreas Beck & Chris Hofmann von Vanguard im Gespräch

Kurze Zusammenfassung

Das Expertengespräch mit Chris Hoffmann von Vanguard Deutschland analysiert, wie professionelle Investoren auf aktuelle Marktumbrüche reagieren und welche Lehren Privatanleger daraus ziehen können. Diskutiert werden die Auswirkungen von steigenden Zinsen, Inflationsängsten und geopolitischen Unsicherheiten auf die Anlagestrategien großer Investoren wie Family Offices, Stiftungen und Pensionsfonds.

  • Professionelle Investoren reagieren unterschiedlich auf Marktumbrüche, wobei Family Offices schneller agieren können als institutionelle Investoren.
  • Die Rückkehr der Zinsen ermöglicht wieder eine stärkere Diversifizierung in Anleihen und eine Rückkehr zu Mischportfolios.
  • Kurzfristiges Risikomanagement kann bei langfristigen Anlagehorizonten kontraproduktiv sein.

Vorstellung von Chris Hoffmann

Chris Hoffmann stellt sich als Expertin für ETFs und Indexfonds bei Vanguard Deutschland vor, wo sie professionelle Investoren betreut. Sie verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im ETF-Markt und hat verschiedene Stationen durchlaufen, darunter bei einem ETF-Emittenten, einem Liquiditäts-Provider und im Wealth Management der HVB. Ihr Ziel ist es, das gesamte ETF-Ökosystem zu verstehen und Investoren bei der Allokation zu unterstützen.

Lernprozesse und Evolution im Umgang mit Krisen

Chris Hoffmann beschreibt, wie sich das Verhalten von Investoren im Laufe der Zeit verändert hat. In der Finanzkrise 2008 versuchten viele Anleger, schnell umzuschichten und aus dem Markt auszusteigen, was oft zu Verlusten führte. In der Nullzinsphase wurden Portfolios deallokiert und stärker in Aktien investiert. Seit 2022, mit steigenden Zinsen, sind Anleihen wieder attraktiver geworden. Das wichtigste Learning ist, dass Anleger konsistent auf eine Diversifizierung zwischen Aktien und Anleihen setzen, wobei Anleihen zur Steuerung der Diversifizierung genutzt werden.

Rechtzeitige Reaktion vs. Hinterherlaufen des Marktes

Chris Hoffmann betont, dass Market Timing schwierig ist und ständige Reaktionen auf die Märkte oft Geld kosten. Sie zitiert den Spruch "hin und her macht Taschen leer". Die Reaktionsgeschwindigkeit variiert stark nach Kundensegment. Family Offices können schneller reagieren als institutionelle Investoren, die oft durch interne Prozesse gebremst werden und dem Markt hinterherlaufen.

Aktuelle Situation und die Rolle der US-Anlagen

Aktuell bewegen professionelle Investoren zwei Dinge: Einerseits eine gewisse Skepsis gegenüber dem US-Aktien- und Rentenmarkt sowie der Währung, andererseits die Rückkehr der Zinsen, die ein besseres Risikomanagement ermöglicht. Der Goldpreis ist stark gestiegen, während US-Staatsanleihen an Boden verlieren. Dies deutet auf eine mögliche Blasenbildung bei Gold hin, da der Kauf von Gold-ETFs stark zugenommen hat, während andere Faktoren wie Zentralbankkäufe und Schmuckindustrie rückläufig sind.

Verschiebung zu europäischen Aktien

Einige Investoren haben bereits im letzten Jahr begonnen, stärker in europäische Aktien zu investieren, da sie den US-Daten nicht trauen. Die Trump-Politik und das "Fat-Tailing" (das Risiko extremer Ereignisse) tragen ebenfalls zu dieser Verschiebung bei. Ob dies ein nachhaltiger Trend ist, bleibt abzuwarten, aber es ist eine Form der Diversifizierung. US-Staatsanleihen werden zunehmend kritisch gesehen, aber die Frage ist, welche Alternative es gibt.

Die Rückkehr der Zinsen und ihre Auswirkungen auf die Portfoliokonstruktion

Die Rückkehr der Zinsen macht Anleihen wieder attraktiver. Historisch gesehen waren hohe Bewertungen am Aktienmarkt ein Indikator für schlechtere zukünftige Renditen. Anleihen bieten jetzt die Chance auf Kursgewinne, wenn die Zinsen fallen. Ein 60/40-Portfolio (60% Aktien, 40% Anleihen) kann in bestimmten Marktphasen eine höhere erwartete Rendite haben als ein reines Aktienportfolio. Mischportfolios sind wieder im Kommen, da sie eine gute Balance zwischen Risiko und Rendite bieten.

Langfristige Anlagehorizonte vs. Kurzfristiges Risikomanagement

Das kurzfristig ausgerichtete Risikomanagement, wie z.B. die Kennzahl Value at Risk, kann bei langfristigen Anlagehorizonten kontraproduktiv sein. Viele Family Offices und Stiftungen überdenken ihre Anlagestrategien und bauen Komplexität ab. Es findet ein Umdenken statt, um Anlagen langfristiger und weniger kurzfristig zu steuern.

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