Kurze Zusammenfassung
Der Klimawandel ist eine Realität, die durch menschliches Verhalten und psychologische Mechanismen beeinflusst wird. Der Film untersucht, wie kognitive Verzerrungen, Optimismus-Bias und soziale Einflüsse unsere Fähigkeit beeinträchtigen, die Bedrohung zu erkennen und zu handeln. Es werden Strategien wie Nudging und die Nutzung von Wendepunkten im Leben vorgestellt, um umweltfreundlichere Gewohnheiten zu fördern.
- Kognitive Verzerrungen und Optimismus-Bias hindern uns am Handeln.
- Soziale Einflüsse und Verantwortungsdiffusion verstärken die Trägheit.
- Aufklärung und Nudging können helfen, Gewohnheiten zu ändern.
Einleitung
Der Klimawandel ist eine Realität, die sich in Waldbränden, Hitzewellen und Überschwemmungen manifestiert. Trotz der offensichtlichen Bedrohung geschieht wenig, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Ein kollektives Gefühl der Trägheit hindert uns daran, den Ernst der Lage zu erkennen und zu handeln. Wir neigen dazu, Probleme zu ignorieren und die Realität zu verzerren, wobei unser Gehirn Informationen bevorzugt, die unser Weltbild bestätigen. Die Bedrohung erscheint zu global und ungreifbar, weshalb wir uns auf den technischen Fortschritt als Rettung verlassen. Psychologen erkennen die Notwendigkeit, diese Lähmung zu durchbrechen und unser Verhalten zu ändern, indem sie die Mechanismen in unserem Gehirn verstehen und überwinden.
Klimawandel im Kleinen: Kinder lernen die Zusammenhänge
In der Gemeinde Arvieu in Südfrankreich werden Kinder frühzeitig an die Herausforderungen des Klimawandels herangeführt. In einem Workshop namens "Klima Fresco" lernen sie, wie die Klimamaschine funktioniert und wie alltägliche Handlungen die CO2-Konzentration beeinflussen. Die Kinder verstehen schnell, dass ihr Verhalten Auswirkungen hat und dass es wichtig ist, die Temperatur auf der Erde nicht weiter ansteigen zu lassen. Trotz dieses Wissens ändert sich der Lebensstil der meisten Erwachsenen kaum, was an die Geschichte vom Frosch im langsam erhitzten Wasser erinnert. Die Frage ist, ob unser Gehirn die Gefahr rechtzeitig erkennt und handelt, da es im Gegensatz zum Frosch keinen Ausweg gibt.
Denkfehler und kognitive Verzerrungen
Die globale Erwärmung löst verschiedene Denkfehler aus, die uns am Handeln hindern, da die Folgen oft in der Zukunft liegen. Es besteht eine zeitliche Verschiebung zwischen Ursache und Wirkung, was es schwierig macht, die Bedrohung zu erkennen. Dieses Unvermögen wird als kognitive Verzerrung bezeichnet, eine fehlerhafte Wahrnehmung der Realität, mit der unser Gehirn auf unsichere Situationen reagiert. Eine solche Barriere ist das Gefühl der Unverwundbarkeit, das unser Gehirn erzeugt, wodurch wir glauben, dass uns die negativen Folgen nicht betreffen werden.
Der Optimismus-Bias
Andreas Kppes, Neurowissenschaftler, erklärt, dass der Optimismus-Bias dazu führt, dass wir positive Ereignisse eher uns selbst zuschreiben und negative Ereignisse eher anderen. Experimente zeigen, dass die meisten Menschen glauben, besser als der Durchschnitt zu sein, was statistisch unmöglich ist. Dieser Bias lässt uns die Folgen der Erderwärmung für uns persönlich unterschätzen. Ähnlich beeinflusste dieser unrealistische Optimismus vermutlich unsere Einschätzung der Bedrohung durch die erste Coronawelle. Unsicherheit verstärkt den Optimismus-Bias, wodurch negative Anzeichen ignoriert und positive hervorgehoben werden.
Kognitive Rahmen und die Macht des technischen Fortschritts
Der kognitive Rahmen umfasst Vorstellungen, wie die, dass der Mensch der Natur überlegen ist und sie nach seinen Bedürfnissen umgestalten darf. Dominik Meda führt unser Verhältnis zur Natur auf die jüdisch-christliche Kultur zurück, in der dem Menschen aufgetragen wurde, sich die Natur untertan zu machen. Der technische Fortschritt hat uns die Macht verliehen, den Planeten zu unterwerfen, was uns in dem Glauben bestärkt, dass wir die Klimakrise überwinden können. Bisher hat uns der technische Fortschritt aus jeder Notlage gerettet, was den Glauben an die Kraft des menschlichen Genies verstärkt.
Die Realität holt uns ein
Das Gefühl der Unverwundbarkeit beginnt zu kippen, da Extremwetterereignisse die Realität der Bedrohung vor Augen führen. Die Umweltpsychologin Lorraine Whitmarsh untersucht, wie der Klimawandel weltweit wahrgenommen wird. Die Besorgnis hat zugenommen, erreichte um 2019 einen Höhepunkt und blieb auch während der Coronapandemie hoch. Trotzdem bezweifelt ein Drittel der Weltbevölkerung, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht ist, darunter auch einflussreiche Politiker.
Der Confirmation Bias
Trotz wissenschaftlicher Beweise sind viele Menschen Klimaskeptiker oder -leugner. Die Neurowissenschaftlerin Tally Sherrot erklärt dies mit dem Confirmation Bias, der dazu führt, dass wir Informationen, die unseren Überzeugungen widersprechen, ignorieren. Eine Online-Studie zeigt, dass Klimawarnbotschaften im Gehirn von Zweiflern anders wirken als im Gehirn von Überzeugten. Skeptiker korrigieren ihre Schätzungen kaum nach oben, selbst wenn sie mit neuen, alarmierenden Informationen konfrontiert werden.
Neuronale Prozesse und Meinungsänderung
Andreas Kappes untersucht die neuronalen Prozesse während eines Bestätigungsfehlers. In einem Experiment beurteilen Testpersonen den Wert von Häusern und setzen Geldbeträge auf ihre Einschätzungen. Wenn die Schätzungen übereinstimmen, steigt das Selbstvertrauen und der Einsatz wird erhöht. Bei abweichenden Beurteilungen ignorieren die Teilnehmer die Meinung des anderen. Hirnscans zeigen, dass das Gehirn bei übereinstimmenden Meinungen aktiv die Informationen des Partners verfolgt, während es bei Widerspruch abschaltet und die Informationen des Andersdenkenden ignoriert.
Gemeinsame Faktoren finden
Um Menschen vom Klimawandel zu überzeugen, ist es wichtig, Gemeinsamkeiten zu finden, anstatt sie vor den Kopf zu stoßen. Steven Lewendowski untersucht, wie digitale Medien Zweifel an der globalen Erwärmung aufrechterhalten. Das Internet ermöglicht es Menschen mit abweichenden Meinungen, sich weltweit zu vernetzen und ihre Überzeugungen zu bestärken.
Die Rolle des Internets bei der Leugnung des Klimawandels
Das Internet spielt eine wichtige Rolle bei der Leugnung des Klimawandels, da es Menschen ermöglicht, an Überzeugungen festzuhalten, die von anderen geteilt werden. Stephen Lewendowski hat Kommentare auf seriösen Wissenschaftsseiten untersucht und festgestellt, dass kritische und fantasievolle Kommentare die Glaubwürdigkeit der Informationen schwächen. Diese "Zombieargumente" sind zwar leicht zu entkräften, haben aber eine gefährliche psychologische Wirkung, da sie den Eindruck erwecken, dass viele Menschen den Klimawandel leugnen.
Manipulation und Eco Anxiety
In der digitalen Welt kann unsere Meinung nicht nur beeinflusst, sondern auch gezielt manipuliert werden. Falschinformationen über den Klimawandel kursieren weit verbreitet. Steven Lendowski empfiehlt, Online-Plattformen zu verpflichten, klimaskeptische Fake Accounts zu identifizieren und zu löschen. Die allgemeine Trägheit und die Schwierigkeit, Taten folgen zu lassen, führen zu Frustration und Eco Anxiety, insbesondere bei jüngeren Generationen.
Verantwortungsdiffusion und der Zuschauereffekt
Unsere Entscheidungen werden von den Reaktionen anderer beeinflusst. Das Experiment von Bip Lene und John Darley zum Mordfall Kitty Genovis zeigt, dass Menschen in einer Gruppe weniger wahrscheinlich eingreifen, da sie sich weniger verantwortlich fühlen. Pergy Schkron konnte belegen, dass dieses Phänomen, die Verantwortungsdiffusion oder der Zuschauereffekt, auch bei Umweltfragen auftritt. Je mehr Zeugen es gibt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand handelt.
Wissen und Verhalten
Bernadette Süterlin hat herausgefunden, dass viele Menschen nicht einmal die Grundregeln für eine umweltfreundliche Ernährung kennen. In einem Experiment wählen die Teilnehmer oft Lebensmittel, die die Umwelt am meisten belasten, wie Fleisch. Selbst wenn sie gebeten werden, ein umweltfreundliches Menü zusammenzustellen, reduzieren sie weder die Anzahl tierischer Produkte noch die Menge an Fleisch. Viele Konsumenten sind sich nicht bewusst, welchen großen Einfluss tierische Produkte und insbesondere Fleisch haben.
Unbewusste Gewohnheiten und sozialer Status
Um den persönlichen CO2-Fußabdruck zu verringern, müssten wir unseren Konsum einschränken, weniger Fleisch essen, öffentliche Verkehrsmittel nutzen und auf Fernreisen verzichten. Doch unsere Konsumreflexe sind tief in unserem Gehirn verankert. Nadesch Bo, Neurowissenschaftlerin, hat untersucht, wie unbewusste Mechanismen unser Kaufverhalten steuern. Manche Dinge kaufen wir nicht, weil wir sie brauchen, sondern als Zeichen unseres sozialen Status.
Soziale Vergleiche und das Belohnungszentrum
Um die Auswirkung sozialer Vergleiche auf unsere Konsumentscheidungen zu messen, hat Nadesch B die Gehirnaktivität der Teilnehmer in einem Experiment beobachtet. Es zeigt sich, dass das Belohnungszentrum stärker aktiviert wird, wenn der eigene Gewinn höher ist als der des anderen. Mehr zu gewinnen als der andere macht glücklich. Soziale Netzwerke verstärken den Effekt des Vergleichens und erzeugen Neid.
Wege zur Verhaltensänderung
Es gibt Wege, die psychologischen Mechanismen zu überwinden, die uns daran hindern, unser Verhalten zu ändern. Lorraine Wh sieht eine Chance darin, das Gehirn durch seine eigene Funktionsweise auszutricksen. Sie rät, Gewohnheiten zu verändern, wenn sie ohnehin schon aufgeweicht sind, wie während der Coronapandemie. Die Politik muss die Menschen an Wendepunkten in ihrem Leben ansprechen, wie beim Umzug oder Arbeitsplatzwechsel.
Nudging und soziale Vergleiche
In einem Experiment in der Schweiz testen Haushalte Techniken, die Anreize zum sparsamen Umgang mit Energie sein sollen. Die Wissenschaftler setzen auf Nudging, um die Entscheidungssituation so umzugestalten, dass die Konsumenten in eine gewünschte Richtung gelenkt werden. Ein Beispiel ist die Installation in der Dusche, die ein Echtzeit-Feedback zum Warmwasserverbrauch gibt. Um den Energieverbrauch weiter zu senken, setzen die Wissenschaftler auch auf den sozialen Vergleich.
Struktureller Wandel und die Rolle jedes Einzelnen
Nudging allein kann nur wenig ausrichten. Es braucht einen breiten strukturellen Wandel, eine bessere Infrastruktur und wirtschaftliche Anreize. Die Wirtschaft muss wieder in die menschliche Gesellschaft und die menschliche Gesellschaft in die Biosphäre eingebettet werden. Um den Klimawandel zu bekämpfen, sind tiefgreifende Veränderungen in der Politik und in unserer Konsumgesellschaft wichtig. Vor allem jeder und jede einzelne ist gefragt. Wir sollten lernen, unser Gehirn besser zu verstehen, um Gewohnheiten zu ändern und aufzuhören, uns selbst zu betrügen.