Kurze Zusammenfassung
Der Vortrag behandelt fünf theologische Begriffe – Leib, Weisheit, Schöpfung, Sünde und Kirche – und deren Bedeutung für eine zeitgemäße Theologie. Es wird argumentiert, dass der Leib ein idealer Resonanzraum für religiöse Erfahrungen ist und dass die Weisheitstheologie einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung von Ambiguitäten und ethischen Fragen leisten kann. Die Schöpfung wird als ein weltgefühl dargestellt, das Sinn stiftet und Dankbarkeit ermöglicht. Der Sündenbegriff wird im Kontext der Weisheitstheologie neu interpretiert, und die Kirche wird als ein Ort des Zugangs zur Transzendenz in einem weiten Sinne verstanden, der Natur, Kultur und Wissenschaft einschließt.
- Der Leib als Resonanzraum für religiöse Erfahrung.
- Weisheitstheologie als Hilfe zur Bewältigung von Ambiguitäten.
- Schöpfung als sinnstiftendes weltgefühl.
- Sünde als Herausforderung zur Selbsthinterfragung.
- Kirche als weiter Begriff des Zugangs zur Transzendenz.
Einführung
Der Redner verzichtet auf PowerPoint und eine traditionelle Vorlesung, um direkter mit dem Publikum in Kontakt zu treten. Er kündigt an, fünf Begriffe – Leib, Weisheit, Schöpfung, Sünde und Kirche – zu behandeln und zu zeigen, wie diese Begriffe einen Zugang zur Transzendenz ermöglichen können. Dabei wird ein weiter Kirchenbegriff zugrunde gelegt, der Natur, Kultur, Wissenschaft und maßgebende Menschen einschließt.
Kontextsensible Theologie
Theologie ist besonders wirkmächtig, wenn sie auf Probleme der Welt kontextsensibel reagiert. Beispiele hierfür sind Karl Barts Reaktion auf den Fortschrittsoptimismus im Ersten Weltkrieg und die Münchner Theologie, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach dem Wirken Gottes in der Geschichte fragte. Heute scheint die Frage nach einer Theorie gelingenden Lebens in einer digitalisierten Gesellschaft von Bedeutung zu sein.
Der Leib als Resonanzraum
Der Leib wird als idealer Resonanzraum für religiöse Erfahrungen betrachtet. Er nimmt Atmosphären auf und verarbeitet sie. Der Redner bezieht sich auf den Phänomenologen Hermann Schmitz, dessen Philosophie großen Einfluss hat. Der Leib spürt Stimmungen und Gefahren, bevor das Bewusstsein sie erfasst. Er reicht über den Körper hinaus und kann in Kunstwerken über Jahrhunderte präsent sein. Das grundlegende Leibexistenzial ist das Ein- und Ausatmen, die Spannung zwischen Weite und Enge.
Zugänge zum Heiligen
In Anlehnung an Rudolf Otto wird argumentiert, dass Zugänge zum Heiligen durch leibliche Erfahrungen möglich sind, die von einer bestimmten Qualität geprägt sind: dem Mysterium tremendum et fascinans, dem Schaudern und der Faszination. Schmitz ergänzt dies um die Erfahrung von Enge und Weite. Diese Grunderfahrungen eröffnen Zugänge zur Heiligkeit und zur Transzendenz.
Philosophie und Besinnung
Philosophie wird als ein Besinnen auf das eigene Selbst in einer bestimmten Umgebung verstanden. Innerhalb des Protestantismus wurde das Element der Besinnung nicht immer ausreichend bearbeitet.
Weisheitstheologie
Die Weisheitstheologie, wie sie in Sprüchen, Kohelet und anderen biblischen Texten zu finden ist, wird als wichtiger Strang hervorgehoben. Im Alten Testament gibt es drei Berufsgruppen, die für den Zugang zur Transzendenz zuständig sind: Propheten, Priester und Weisheitslehrer (Pädagogen).
Propheten vs. Weisheitslehrer
Propheten haben einen Auftrag und vermitteln die Wahrheit, während Weisheitslehrer um die Ambivalenzen und Ambiguitäten des Lebens wissen und ambiguitätstolerant sind. Sie drängen nicht auf letzte Konsequenzen, sondern versuchen, mit den ambivalenten Situationen gut umzugehen.
Der Tun-Ergehen-Zusammenhang
Die Weisheitstheologie thematisiert den Tun-Ergehen-Zusammenhang, also die Frage, wie sich unser Handeln auf unser Glück auswirkt. Obwohl gutes Handeln nicht immer zu Glück führt und schlechtes Handeln nicht immer Unglück nach sich zieht, ist es dennoch klug, in einer Tatsphäre des Guten zu leben.
Alttestamentliche Texte
Die alttestamentlichen Texte sind ein symbolisches Kapital, unsere Grunderzählungen, die uns einen Platz in der Welt zeigen. Sie sind unverzichtbar, weil man in ihnen stellvertretend leben und das Leben üben kann. Sie zeigen die Genese von ethischen Problemlagen, die auch heute noch relevant sind.
Schöpfung als Weltgefühl
Schöpfung ist ein weltgefühl, das Sinn stiftet und Dankbarkeit ermöglicht. Wichtig sind die Schöpfungserzählungen, die ein bestimmtes weltgefühl bieten. Es geht um Individualität und die Besonderung jedes Einzelnen. Die Welt gründet auf Eros, Spiel und Tanz.
Weisheit in Sprüche 8
In Sprüche 8 wird erzählt, wie Gott vor der Schöpfung der Welt eine Frau webt, die Weisheit. Sie tanzt und spielt vor ihm auf dem erdenengrund. Dies zeigt, dass Gott bereits vor dem ersten Menschen ein erziehungszieh Wesen hatte, was ihn animiert.
Kreativität und Schöpfung
In der Welt sind immer schon Kreativität, Lebendigkeit und Entwicklungsfähigkeit eingezeichnet. Wir müssen prüfen, ob kreative Schübe lebensdienlich sind.
Ästhetische vs. Religiöse Erfahrung
Ästhetische und religiöse Erfahrung liegen dicht beieinander, da die gefühlskulturen fast identisch sind. Der Unterschied besteht darin, dass der religiöse Mensch die Gefühle entsprechend seinem mitgebrachten deutungskanon deutet, sodass sie als Schöpfung gedeutet werden.
Sünde in der Weisheitstheologie
Sünde ist kein existential, sondern eine Gefährdung. In der Weisheitstheologie wird betont, dass wir über die Sünde herrschen können. Eine moderne Form von Sünde ist, das Selbstbild nicht vor Hinterfragung abzuschotten und sich nicht in Echokammern aufzuhalten.
Jesus und die Kanaanäische Frau
Die Geschichte von Jesus und der kanaanäischen Frau (Matthäus 15) zeigt, wie Jesus eine selbstbildhinterfragung durchlebt und zu einer neuen Arbeitsplatz Beschreibung kommt. Er erkennt, dass er nicht nur für Israel, sondern für die ganze Welt zuständig ist.
Kirche als Zugang zur Transzendenz
Kirche ist der Ort, wo Zugänge zur Transzendenz geschlossen werden. Dies kann in unterschiedlichen Weisen bearbeitet werden. Die Akademie spielt eine zentrale Rolle, um den engen Horizont der Kirche zu weiten. Es wird dazu animiert, mit dem Begriff der spielerischen Identifizierung biblische Texte zu lesen und sich mit dem Personal stellvertretend zu identifizieren, um Lebenserfahrung zu machen, die zukunftsfähig und krisenfest macht.