Kurze Zusammenfassung
Dieser Podcast-Beitrag mit Dr. Simone Koch behandelt das Thema Longevity-Medizin. Es werden verschiedene Aspekte beleuchtet, darunter die Definition von Longevity, der Einfluss von Genetik und Epigenetik, Möglichkeiten zur Messung des biologischen Alters und die Bedeutung von Lebensstilfaktoren wie Ernährung und Bewegung. Auch ethische Fragen und die Rolle von KI werden diskutiert.
- Longevity-Medizin zielt darauf ab, die Gesundheitsspanne zu verlängern.
- Genetik und Epigenetik spielen eine wichtige Rolle, wobei der Lebensstil die Genexpression beeinflussen kann.
- Kraftsport ist ein Schlüsselfaktor für ein langes, gesundes Leben.
- Individualisierung und kritisches Hinterfragen sind bei Longevity-Maßnahmen wichtig.
Trailer
Präventionsmedizin und Longevity sind der nächste Schritt in der Medizin, um Probleme zu verhindern. Immer mehr Menschen wollen länger gesund bleiben. Der Podcast spricht mit Dr. Simone Koch über Strategien für ein langes, vitales Leben und die Bedeutung von Altersetappen und präventiven Maßnahmen.
Was hat Dr. Koch zur Longevity-Medizin bewogen?
Dr. Koch erklärt, dass sie sich gerne mit neuen Themen beschäftigt und die Longevity-Medizin als logischen nächsten Schritt sieht, um Krankheiten vorzubeugen, anstatt sie nur zu behandeln. Sie vergleicht es mit der Aufgabe, die Ursache für Verschmutzung eines Flusses zu finden, anstatt nur den Dreck zu entfernen. Persönliche Gründe und das wachsende Interesse ihrer Patienten an diesem Thema haben sie ebenfalls dazu bewogen.
Was ist Longevity-Medizin genau?
Longevity-Medizin wird definiert als das Erreichen einer Lebensspanne, die deutlich länger ist als artspezifisch, idealerweise mit optimaler Gesundheit. Es geht darum, die Gesundheitsspanne zu verlängern, also die Zeit, in der man sich gut fühlt und aktiv am Leben teilnehmen kann, und nicht nur die Lebensdauer zu erhöhen.
Ab welchem Alter sollte man mit Longevity-Maßnahmen beginnen?
Es wird betont, dass man so früh wie möglich mit Longevity-Maßnahmen beginnen sollte. Studien zeigen, dass bereits bei 15-Jährigen erste Verkalkungen in den Arterien auftreten können. Je früher man präventiv tätig wird, desto besser. Es wird jedoch auch darauf hingewiesen, dass nicht alle Maßnahmen in jedem Alter sinnvoll sind und manche sogar kontraproduktiv sein können.
Altern wir in Etappen? Die entscheidenden Phasen um 44 und 60 Jahre.
Eine Studie der Stanford University deutet darauf hin, dass das Altern nicht linear verläuft, sondern in Etappen. Es gibt zwei entscheidende Wendepunkte um das 44. und 60. Lebensjahr. Um das 44. Lebensjahr spielen hormonelle Veränderungen eine Rolle, während um das 60. Lebensjahr Veränderungen im Immunsystem auftreten.
Inflammaging: Warum Entzündungen im Alter zunehmen.
Inflammaging beschreibt die Zunahme von Entzündungen im Körper im Alter. Dies ist jedoch nicht zwangsläufig altersbedingt, sondern oft auf Umwelt- und Lebensstilfaktoren zurückzuführen. Indigene Völker und Bevölkerungsgruppen in den Blue Zones zeigen, dass auch 80-Jährige ähnliche Entzündungswerte wie junge Menschen haben können.
Wie Longevity-Medizin bei unklaren Diagnosen (z.B. Fibromyalgie) helfen kann.
Longevity-Medizin kann bei unklaren Diagnosen wie Fibromyalgie helfen, indem sie die Genetik und Epigenetik berücksichtigt. Genetische Besonderheiten können das Risiko für Multisystemerkrankungen erhöhen. Durch die Unterstützung des Körpers, das Beste aus seiner Bauanleitung zu machen, können Symptome gelindert werden.
Epigenetik einfach erklärt: Wie unser Lebensstil unsere Gene steuert.
Die DNA ist die Bauanleitung, während die Epigenetik bestimmt, was tatsächlich daraus gebaut wird. Methylierung, Histone und Micro-RNA sind epigenetische Mechanismen, die die Genexpression beeinflussen können. Lebensstilfaktoren spielen dabei eine große Rolle und können chronische Erkrankungen beeinflussen.
Praktische Anwendung: So läuft eine genetische Analyse bei Dr. Koch ab.
Dr. Koch erklärt, dass es kostengünstige Möglichkeiten gibt, große genetische Analysen durchzuführen. Aufgrund des Gendiagnostikgesetzes dürfen jedoch nicht alle Informationen an die Patienten weitergegeben werden. Sie hat einen Kurs entwickelt, in dem sie erklärt, wie man seine eigenen Ergebnisse auswerten kann.
Das Gendiagnostikgesetz: Warum Ärzte in Deutschland Patienten nicht alles sagen dürfen.
Das Gendiagnostikgesetz in Deutschland schränkt ein, welche genetischen Informationen an Patienten weitergegeben werden dürfen. Dies soll die Menschen schützen, wird aber auch als Bevormundung kritisiert. Dr. Koch bietet einen Kurs an, um Patienten zu helfen, ihre eigenen Gendaten auszuwerten.
CRISPR & Co: Kann man "schlechte" Gene bald einfach austauschen?
CRISPR-Technologien ermöglichen es, Gene zu therapieren, indem Gensequenzen herausgeschnitten und ausgetauscht werden. Derzeit konzentriert sich die Forschung hauptsächlich auf onkologische Bereiche. Ethische Fragen und die Frage, was überhaupt möglich sein sollte, werden aufgeworfen.
Epigenetische Verjüngung: Lässt sich das Altern der Zellen umkehren?
Im Tierversuch ist es bereits gelungen, die Zellprogrammierung zurückzudrehen und das Altern aufzuhalten. Beim Menschen konzentriert sich die Forschung auf die Behandlung bestimmter Krebsarten. Die Komplexität des Systems und mögliche Nebenwirkungen stellen jedoch weiterhin eine Herausforderung dar.
Gibt es Argumente gegen Longevity?
Es wird betont, dass Longevity-Maßnahmen individualisiert sein müssen, da eine Überstimulation an einer Stelle Probleme an anderer Stelle verursachen kann. Ethische Überlegungen spielen ebenfalls eine Rolle, da Longevity-Medizin oft eine Medizin der Reichen ist, die nicht für jeden zugänglich ist.
Wie kann man sein biologisches Alter messen lassen und was bringt es wirklich?
Es gibt verschiedene Arten, das biologische Alter zu bestimmen, z. B. durch biologische Uhren, die nach Methylierungsmustern suchen. PhenoAge ist eine Uhr, die das tatsächliche biologische Alter besser ermittelt. Die Ergebnisse können jedoch durch Faktoren wie Covid-Infektionen oder Fasten beeinflusst werden. Die Messung kann motivierend sein, um Lebensstilveränderungen durchzuführen.
Das Jenke-Experiment: Wie realistisch ist eine schnelle biologische Verjüngung?
Das Jenke-Experiment, bei dem ein Fernsehmoderator durch intensive Maßnahmen sein biologisches Alter senken wollte, wird als unrealistisch und mit viel Stress verbunden kritisiert. Es wird die Frage aufgeworfen, ob es erstrebenswert ist, das Leben nur zu verlängern, um ein möglichst niedriges biologisches Alter zu haben.
Autoimmunerkrankungen: Warum das Immunsystem den eigenen Körper angreift.
Autoimmunerkrankungen können durch eine genetische Veranlagung, Stress und Umweltreize ausgelöst werden. Das Fassprinzip wird verwendet, um zu erklären, dass verschiedene Faktoren das Fass immer weiter füllen, bis es schließlich überläuft und die Erkrankung ausbricht. Die Psyche spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.
Die Abnehmspritze (Ozempic): Wann sie sinnvoll ist und wann nicht
Die Abnehmspritze kann für Menschen mit metabolischen Erkrankungen wie Diabetes 2 oder schwerer Insulinresistenz sinnvoll sein, um Ernährungsprogramme durchzuhalten. Sie ist jedoch nicht dafür gedacht, ohne weitere Maßnahmen einfach nur schlank zu werden. Ein begleitendes Bewegungs- und Muskelaufbauprogramm ist wichtig.
Mikronährstoffe: Welche Supplements wirklich sinnvoll sind – und welche nicht
Es wird empfohlen, den Mikronährstoffstatus messen zu lassen, anstatt wahllos alles zu supplementieren. Genetische Polymorphismen können den Bedarf an bestimmten Nährstoffen beeinflussen. Der Klimawandel und der höhere CO2-Gehalt der Luft führen zu einem geringeren Mikronährstoffgehalt in Pflanzen.
Spermidin, NAD+, Rapamycin: Was bringen die gehypten Longevity-Pillen?
Die Datenlage für die meisten gehypten Longevity-Pillen wie Spermidin, NAD+ und Rapamycin ist für den Menschen nicht so gut, wie die Verkäufer uns glauben lassen wollen. Viele der Effekte können auch durch Kalorienrestriktion, Fasten und Bewegung erreicht werden.
Warum Kraftsport der wichtigste Faktor für ein langes, gesundes Leben ist.
Kraftsport ist aus verschiedenen Gründen wichtig: Muskelmasse schüttet Myokine aus, die antientzündlich wirken und das metabolische System unterstützen. Muskelkraft reduziert das Verletzungsrisiko und senkt das Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko.
Das nötige Pensum: Wie viel Sport ist für optimale Longevity wirklich nötig?
Um in der oberen Longevity-Ebene mitzuspielen, sollte man zwei bis dreimal die Woche intensiv Kraftsport machen, drei bis viermal die Woche Ausdauersport und zusätzlich Intervalltraining. Eigenaktivität ist gefragt und es ist wichtig, den Lebensstil anzupassen.
KI als Longevity-Coach: Potenzial und aktuelle Grenzen
KI kann potenziell die Versorgungsqualität in der Longevity-Medizin verbessern, insbesondere bei der Auswertung von variablen Daten wie Glukosedaten. Die KI ist jedoch nur so gut wie die Daten, mit denen sie gefüttert wird. Es besteht die Gefahr, dass die KI herumfabuliert, wenn sie etwas nicht weiß.
Dr. Kochs persönliche Longevity-Routinen (Mouth-Taping, Eisbaden & Co.)
Dr. Koch praktiziert Mouth-Taping, um durch die Nase zu atmen und den Mund nicht austrocknen zu lassen. Sie geht Eisbaden, hat eine Infrarotsauna und macht sechs Mal die Woche Sport. Sie betont jedoch, dass sie einen weicheren Ansatz verfolgt und sich nicht zu etwas zwingt, wenn sie sich nicht danach fühlt.
Der eine, wichtigste Rat, um das biologische Alter zu verbessern
Der wichtigste Rat, um das biologische Alter zu verbessern, ist, eine Hantel anzufassen und zu bewegen.