Mystik - ein Weg für die Gläubigen der Gegenwart

Mystik - ein Weg für die Gläubigen der Gegenwart

Kurze Zusammenfassung

Der Vortrag behandelt die Notwendigkeit, die mystische Tradition im Christentum wiederzuentdecken, insbesondere angesichts der aktuellen Krise der Kirche. Es wird untersucht, was Mystik eigentlich ist, ob mystische Erfahrungen beweisbar sind, und die Bedeutung von Loslassen, ökumenischem und interreligiösem Dialog. Abschließend wird auf den Kern der Mystik zurückgegangen.

  • Mystik als Weg, um aus sich herauszutreten und die eigenen Grenzen zu überwinden.
  • Loslassen von Macht, Besitz und Emotionen als zentrale Aufgabe.
  • Die Bedeutung der Gottes- und Nächstenliebe als Grundlage für mystische Erfahrungen.

Einleitung

Die mystische Tradition im Christentum wiederzuentdecken, ist heute weit verbreitet. Das Christentum in Deutschland befindet sich in einer tiefen Krise, die durch Skandale, Strukturfragen und Machtkämpfe gekennzeichnet ist. Viele Kirchen waren 2020 und 2021 leer. Es gibt ein Schreiben nach Orientierung, besonders in Zeiten einer weltweiten Pandemie. Die Kirche hat vergessen, die Botschaft Jesu als frohe Botschaft zu vermitteln.

Was ist Mystik?

Mystik entspricht der Sehnsucht, aus sich herauszusteigen und die eigenen Grenzen zu sprengen, um ein absolutes zu erreichen. Der Mensch möchte frei werden inmitten seiner Endlichkeit, frei von Leiden und Tod. Mystik bedeutet, sich von Gott ergreifen zu lassen und den Weg dorthin zu suchen. Es spielt sich auf der Ebene der Erfahrung und des Erlebens ab, nicht nur des Rationalen. Das Ziel ist, ganz leer von sich selbst zu werden, um ganz von Gott erfüllt zu werden.

Mystische Erfahrungen beweisen

Westliche Menschen wollen Beweise für mystische Erfahrungen, aber naturwissenschaftlich lässt sich eine mystische Erfahrung nicht beweisen, weil es um eine andere Dimension geht. Es geht um ekstatische Erfahrungen, bei denen die Seele aus dem Körper heraustritt in einer liebenden Vereinigung mit Gott. Psychologen bewerten Kontroll- und Realitätsverlust bei mystischen Erfahrungen kritisch, aber diese Phänomene können nur im Gesamtbild einer religiösen Person beurteilt werden.

Wege zur Mystik

Loslassen ist die Kernaufgabe, loslassen von allen Wünschen und Vorstellungen. Am schwierigsten ist das Loslassen vom Verlangen nach Macht. Loslassen bedeutet auch Selbstentäußerung, wie im Hymnus des Philipperbriefes beschrieben. Ein erschütterndes Beispiel dafür ist, dass Gott selbst sich selbst entäußerte und Mensch wurde. Loslassen bedeutet auch, alles hinter sich zu lassen, wie Besitz und selbst das Verlangen danach.

Mystik in anderen Religionen

Dieses Bestreben, den Begierden abzusterben bis zum Tod, verbindet alle Mystiker quer durch die Religionen. Ein muslimischer Mystiker muss sich auf seinem Weg zu Gott von sich selbst befreien. In der Mystik des Islams spricht man vom Erlöschen des Ichs, dem eine geistige Auferstehung folgt. Der persische Mystiker Rumi schrieb Verse, die an Johannes vom Kreuz denken lassen.

Drei Phasen der Gotteserfahrung

Johannes vom Kreuz beschreibt drei Stufen der Gotteserfahrung: Loslassen, Glaube und die Erfahrung Gottes wie eine Morgendämmerung. Die erste Stufe besteht darin, das Streben nach Geschmack an allen Dingen der Welt aufzugeben. Die zweite Stufe ist der Glaube, der immer auch eine Nacht darstellt. Die dritte Stufe ist die Erfahrung Gottes wie eine Morgendämmerung.

Mystik in der Corona-Pandemie

Mystik könnte eine Perspektive in Zeiten der Corona-Pandemie sein, da wir erfahren, dass wir auch ohne viele Dinge auskommen könnten. Das Ziel sollte sein, sich von Gott ergreifen zu lassen, die tiefe Einheit mit Gott zu suchen. Wer meine Gebote hält, der ist es, der mich liebt, und wer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.

Psalmen als mystischer Weg

Die Psalmen sind ein Hinweis auf eine mystische Erfahrung. Der Psalmist ist ganz auf Gott angewiesen, mit ihm verbunden und ringt mit ihm. Er erlebt Geborgenheit in Gott und lässt sich von Gott ansprechen und zurechtweisen. Unser Psalmengebet im Chor steigt über unser persönliches Beten hinaus. Wir geben uns hinein in diese Art von Zwiegespräch des Menschen mit Gott.

Ökumene und Mystik

Bei den Bemühungen der Ökumene sollte man sich überlegen, ob es um eine gemeinsame Dogmatik oder um die gemeinsame Nachfolge Christi geht. Martin Luther kommt aus der Tradition der Mystik und kennt Augustinus, Bernhard von Clairvaux, Meister Eckhart und Johannes Tauler. Nicht technische Übungen oder intellektuelle Erkenntnisse führen zu Gott, sondern Glaube und Vertrauen.

Geistliche Tradition und die Zukunft des Christentums

Die Zukunft des Christentums läuft nicht über die Theologie, sondern über die geistliche Tradition. Das Beten Teresa von Ávilas bestand darin, sich Christus in ihrem Inneren vorzustellen. Johannes vom Kreuz lebte in der Gefangenschaft und durchlebte große Nacht. Für ihn ist die Nacht wichtig als Gotteserfahrung.

Schlussfolgerung

Die Kirchenbindung hat nachgelassen, aber nicht die Sehnsucht nach dem ganz Anderen. Jede und jeder muss ihren oder seinen Weg finden, der uns zu Gott hin öffnet. Je mehr ich mich mit Christus vereine, desto mehr komme ich aber auch zum Menschen. Mystik bedeutet keine Selbstbezogenheit. Wir erkennen in jedem Menschen, dass er von Gott geschaffen und geliebt ist. Gott selbst ist Mensch geworden und war immer auf die Hilfe anderer angewiesen.

Share

Summarize Anything ! Download Summ App

Download on the Apple Store
Get it on Google Play
© 2024 Summ