Kurze Zusammenfassung
Der Vortrag beschäftigt sich mit der Rolle von Emotionen im Glauben, insbesondere im Kontext der Theologie Schleiermachers und der modernen Emotionsforschung. Es wird untersucht, wie Emotionen den Glauben prägen und wie der Glaube selbst als eine Form emotionalen Erlebens verstanden werden kann. Abschließend werden die möglichen Auswirkungen dieser Perspektive auf das Verständnis von Religion und Glauben diskutiert.
- Schleiermachers Theologie betont die Bedeutung von Gefühlen für den Glauben.
- Die moderne Emotionsforschung untersucht das Verhältnis von Rationalität und Emotionalität.
- Hoffnung wird als Beispiel für eine Emotion im religiösen Kontext analysiert.
Einleitung
Der Redner begrüßt die Anwesenden und freut sich, in dieser Gegend zu sein. Er kündigt an, über das Verhältnis von Auge und Gefühl zu sprechen, insbesondere im Hinblick auf eine Theorie der Emotionen. Er erwähnt, dass er sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt hat und einen kleinen Ablaufplan für den Vortrag vorbereitet hat.
Emotionen und Glaube
Der Titel des Vortrags mag nicht sofort klar sein, aber es geht um die Wiederentdeckung einer Dimension des Glaubens, die in der Theologie eine wichtige Rolle gespielt hat. Theologen um 1800, insbesondere Schleiermacher, haben darüber nachgedacht, wie Glaube und Gefühle zusammenhängen und ob der Glaube selbst ein Gefühl ist. Es geht darum, eine Landkarte oder ein Netzwerk von Gefühlen zu erstellen, die den Glauben begleiten und konkretisieren könnten.
Schleiermacher
Schleiermacher wird als wichtiger Kirchenvater des 19. Jahrhunderts vorgestellt, der einen Anspruch auf eine Theorie des Gefühls oder der Emotionen erheben kann. Es wird betont, dass Emotionen und Gefühle nicht dasselbe sind und dass Schleiermacher in einer Zeit lebte, in der die Sprache anders verwendet wurde. Schleiermacher reagierte auf starke Religionskritik und revolutionierte die Theologie, indem er Metaphysik und Moralität nicht als zentrale Aspekte der Religion ansah.
Schleiermachers Ansatz
Schleiermacher wollte der Religion einen eigenen Platz im Leben der Menschen geben und betonte, dass sie nicht nur Gefühl, Metaphysik oder Moral ist. Er führte das Gefühl oder die Anschauung als eigene Provinz im Gemüt des Menschen ein. Religion soll nicht nur Denken oder Handeln sein, sondern auch das Universum anschauen.
Das Universum und die Gefühle
Schleiermacher argumentierte, dass Religion, Musik und Moral denselben Gegenstand haben, nämlich das Universum und das Verhältnis des Menschen zu ihm. Der Mensch schaut das Universum an und kommt zu bestimmten religiösen Gefühlen. Schleiermacher nannte Liebe, Zuneigung, Ehrfurcht, Mitleid, Dankbarkeit, Demut und Reue als Beispiele für solche Gefühle.
Glaubenslehre
In seinem Hauptwerk, der Glaubenslehre, kommt Schleiermacher auf diesen Gegenstand zurück und verhandelt ihn in einem anderen theologischen Kontext. Er stellt fest, dass der religiöse Mensch ein Grundgefühl hat, aus dem sich alles andere ergibt, nämlich das Gefühl der schlechthinigen Abhängigkeit. Religiöse Menschen fühlen sich umfassend abhängig von einem Etwas, das sie nicht genau bestimmen können.
Zusammenfassung Schleiermachers
Schleiermacher entwickelte zwei Emotionstheorien: Zuerst die Anschauung des Universums, die eine Liste von Emotionen hervorruft, und später die Idee eines einzigen Grundgefühls der Abhängigkeit. Unabhängig davon bleibt Schleiermacher ein Theologe der Gefühle, der sich nicht primär mit Glaubensinhalten beschäftigt, sondern damit, wie Menschen ihren Glauben vollziehen und in welcher emotionalen Verfassung sie sich befinden.
Neuere Emotionsforschung
Die neuere Emotionsforschung, die aus der Philosophie kommt, interessiert sich für die rationalistische Reduktion unseres Seins. Lange Zeit gab es in der Philosophie die Vorstellung, dass Rationalität und Emotionalität Gegensätze sind. In den 80er Jahren verabschiedete man sich von diesem Bild und erkannte, dass Emotionen selbst rational sein können.
Emotionen: Vielfalt und Definition
Emotionen sind vielfältig, plötzlich oder langanhaltend, mit oder ohne körperliche Reaktionen. Es ist schwer, eine Definition zu geben, die alle Emotionen umfasst. Viele Emotionen sind gefühlt, und Gefühle sind körperliche Empfindungen. Emotionen sind intentional, das heißt, sie richten sich auf etwas. Sie haben mit einem bestimmten Glauben oder einer Überzeugung zu tun und sind oft motivational.
Emotionen als Bewertungen
Emotionen sind Bewertungen, die oft mit Gefühlen einhergehen. Sie beinhalten Wertungen in einer Wahrnehmung oder einem sensorischen Sinn. Wenn man verliebt ist, ist die Bewertung sehr gut, wenn man Angst hat, anders. Emotionen haben oft auch eine motivationale Komponente.
Hoffnung als Emotion
Die Hoffnung wird als Beispiel für eine Emotion im religiösen Kontext analysiert. Im christlichen Kontext stehen Glaube, Hoffnung und Liebe oft zusammen. Es wird untersucht, inwieweit Hoffnung als Emotion mit einem Gefühl begleitet wird. Hoffnung ist immer auf etwas Gutes gerichtet und setzt voraus, dass die Dinge nicht feststehen, aber möglich sind.
Struktur der Hoffnung
Hoffnung richtet sich auf etwas Zukünftiges, das noch nicht so ist, wie man es sich erhofft. Sie hat eine gute Relation zur Gegenwart und qualifiziert den Zustand, in dem man sich befindet. Im Kontext des Glaubens wird dies mit dem Begriff der Verheißung deutlich gemacht. Es ist umstritten, ob Hoffnung die Menschen passiv macht oder aktiviert.
Mögliche Auswirkungen
Es wird die Frage aufgeworfen, ob es religiöse Emotionen gibt, die nur im religiösen Kontext vorkommen. Es wird argumentiert, dass Emotionen im religiösen Kontext eine andere Struktur haben können. Der Glaube kann als emotional bestimmter Vollzug verstanden werden, der die Welt erschließt. Die Rationalität des Glaubens wird diskutiert, und es wird argumentiert, dass Emotionen selbst etwas Rationales sein können.
Motivation und Nutzlosigkeit
Die Hoffnung motiviert den Glauben und richtet ihn auf ein bestimmtes Gut aus. Der Glaube wird dadurch motivational und engagiert die Menschen. Schleiermacher wollte, dass die Religion einen eigenen Ort im Leben der Menschen hat und nicht auf Metaphysik oder Moral reduziert wird. Es wird argumentiert, dass Religion in einem präzisen Sinn nutzlos ist und ganz bei sich ist.
Abschluss
Der Redner bedankt sich für die Aufmerksamkeit und eröffnet die Diskussion. Er lässt offen, ob hinter den Emotionen noch etwas ist, eine Wirklichkeit, auf die sich alles gründet. Er schließt mit der Hoffnung, dass die Religion ein eigenes Gebiet im Gemüt des Menschen wird.