Prof. Frenschkowski – Ein Altar dem unbekannten Gott – 1. Eine Fußnote im NT: Das Wort "Theologie"

Prof. Frenschkowski – Ein Altar dem unbekannten Gott – 1. Eine Fußnote im NT: Das Wort "Theologie"

Kurze Zusammenfassung

In dieser Vorlesungsreihe mit dem Titel "Ein Altar dem unbekannten Gott" teilt Professor Marco Franchkowski seine theologischen und geistlichen Einsichten, die er im Laufe seines Lebens gewonnen hat. Er betont, dass die Vorlesungen für alle Interessierten zugänglich sind und nicht nur für Studierende. Die Reihe behandelt zentrale Themen der Theologie, wobei exegetische Reflexionen, religionswissenschaftliche Perspektiven und der Dialog mit anderen Denkern einbezogen werden. Franchkowski betont die Spannung zwischen der Komplexität der Wissenschaft und der Elementarität des Glaubens und lädt zur Diskussion und zum Nachdenken über Gotteserfahrungen und die Kommunikation mit Gott ein. Er stellt die Theologie als eine Disziplin dar, die sich mit den Geheimnissen Gottes auseinandersetzt, ohne sie vollständig erfassen zu können, und plädiert für eine wissenschaftlich verantwortete Auseinandersetzung mit dem Glauben, die sich nicht vor schwierigen Fragen scheut.

  • Die Vorlesungsreihe ist für alle Interessierten zugänglich.
  • Zentrale Themen der Theologie werden aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.
  • Die Spannung zwischen Wissenschaft und Glauben wird thematisiert.
  • Die Theologie wird als eine Auseinandersetzung mit den Geheimnissen Gottes dargestellt.

Einführung und Überblick

Professor Marco Franchkowski von der Theologischen Fakultät Leipzig stellt seine Vorlesungsreihe "Ein Altar dem unbekannten Gott" vor, die sich an eine breite Zuhörerschaft richtet. Er nimmt Bezug auf die biblische Geschichte in Apostelgeschichte 17, in der Paulus vor dem Areopag in Athen spricht und den Altar für den unbekannten Gott erwähnt. Franchkowski betont, dass er die Religion anderer nicht schlecht macht, sondern anerkennt, dass Gott in der Vielfalt der Religionen oft ein Unbekannter ist. Er kündigt an, dass er in den Vorlesungen persönliche Einsichten und Reflexionen teilen wird, die auf exegetischen Betrachtungen und dem Dialog mit der Religionswissenschaft basieren. Die Vorlesungsreihe soll digital stattfinden und ab April/Mai 2025 auf dem YouTube-Kanal der Theologischen Fakultät abrufbar sein. Reaktionen und Diskussionen per E-Mail sind willkommen.

Erwartungen und Schwerpunkte

Franchkowski erläutert, dass die Vorlesungen auf dem YouTube-Kanal der Theologischen Fakultät Leipzig veröffentlicht werden und sich nicht nur an Studierende richten. Er möchte seine persönlichen Einsichten und Erfahrungen als Theologieprofessor teilen, wobei er selektiv und persönlich vorgeht. Es handelt sich um eine Art Rückschau auf sein akademisches Leben, in der er theologische und geistliche Erkenntnisse zusammenfasst. Die Vorlesungen sollen exegetische Reflexionen und Gespräche mit der Religionswissenschaft beinhalten und sich argumentativ mit den Fragen auseinandersetzen, die sich vor und neben uns gestellt haben.

Themen und Ziele der Vorlesungsreihe

Die Vorlesungsreihe soll verschiedene Anliegen ins Gespräch bringen, darunter Exegese, Religionswissenschaft und die Frage nach religiösen und geistlichen Erfahrungen. Franchkowski fragt, was wir meinen, wenn wir von Gotteserfahrungen sprechen und wie Gott mit uns kommuniziert. Er betont, dass die Theologie sich mit dem gewaltigen Wort "Gott" auseinandersetzt, wie mit einem Berg, den wir umkreisen, aber nicht besteigen können. Es wird kein System oder eine eigene Dogmatik geben, sondern eine Reaktion auf das Dogma der Kirche, die Bibel und religiöse Erfahrungen. Theologische Theorien werden als Landkarten betrachtet, die nützlich oder unnütz sein können, je nach Anliegen.

Dogmatik und systematisches Denken

Franchkowski argumentiert, dass ein christlicher Glaube ohne systematische Theologie und Dogmatik leicht zu Kitsch und frommen Gefühlen verkommen kann. Er kritisiert Menschen, die sich über das Nachdenken der Theologie mokieren, aber dann den Glauben intellektuell nicht befriedigend finden. Er betont, dass beides zusammengehört: ein intellektuell befriedigender Glaube und die Bemühungen der theologischen Wissenschaft. Er schiebt diese Vorbemerkung voran, obwohl die Vorlesungsreihe keine systematische Theologie ist, sondern eine Reflexion darüber, was er gerne sagen möchte.

Theologie als Haushalter der Geheimnisse Gottes

Franchkowski zitiert den Apostel Paulus (1. Korinther 4,1), der die Theologen als Diener Christi und Haushalter der Geheimnisse Gottes bezeichnet. Er sieht darin eine perfekte Beschreibung des Jobs der Theologie: sich mit etwas auseinanderzusetzen, das uns nicht gehört und das wir nicht beherrschen, aber worüber wir nachdenken und eindringen dürfen. Die Vorlesungen sollen Bausteine zu einem Mosaik sein, wobei sich das Gesamtbild erst noch zeigen muss. Die Reihe ist ein Plädoyer für die Theologie als Gegensatz zu religiösem Kitsch und soll die Fragen unserer Zeit aufnehmen, ohne sich dem Zeitgeist anzubiedern.

Dialog und wissenschaftliche Arbeit

Franchkowski betont, dass er im Dialog mit anderen Theologen und vor allem mit der Religionswissenschaft spricht. Viele seiner Publikationen sind religionswissenschaftlicher Natur, aber hier spricht er als christlicher Theologe, also als akademisch reflektierender Christ. Er ist überzeugt, dass die wissenschaftliche Analyse und die Treue einer Glaubenswelt sich nicht widersprechen müssen. Die Wissenschaftlichkeit der Theologie hängt jedoch auch davon ab, wie sie wahrgenommen werden kann. Er plädiert dafür, sich der einfachen, schwierigen Frage zu stellen: Stimmt das eigentlich, was ich da schreibe oder sage?

Abgrenzung und Einordnung

Franchkowski stellt klar, dass die Vorlesungsreihe keine Dogmatik oder systematische Theologie ist. Er respektiert diese Teildisziplin der Theologie, betont aber, dass Religion ohne Dogmatik leicht zu Kitsch verkommen kann. Er hat nicht vor, eine Dogmatik zu schreiben oder zu erzählen, sondern reagiert auf diese. Er erwähnt Dogmatiken, die er bewundert hat, wie die von Wolfhard Pannenberg, und solche, die ihn geärgert haben. Er distanziert sich von Dogmatiken, die den christlichen Glauben als Eigentum behandeln, über das man nach Belieben verfügen kann.

Theologische Enzyklopädien und Einführungen

Franchkowski erklärt, dass er die Vorlesungsreihe zuerst eine theologische Enzyklopädie nennen wollte, aber dann davor zurückgeschreckt ist, weil es so nach Totalität klingt. Er kann dieses Ganze nur umkreisen, aber nicht bieten. Er erwähnt Beispiele für theologische Enzyklopädien und Einführungen von Rudolf Bultmann, Georgein Rizzi, Karl Barth, Jakob Bilz, Friedrich Schleiermacher und Udo Schnelle, betont aber, dass seine Vorlesungsreihe etwas anderes sein wird. Er möchte sein akademisches Leben im Gespräch mit der Religionswissenschaft und den Quellen der Religionsgeschichte reflektieren.

Ein Altar für den unbekannten Gott

Franchkowski fasst zusammen, dass die Vorlesungsreihe "Ein Altar für den unbekannten Gott" eine Theologie ist, keine Religionswissenschaft. Es geht darum, dem unbekannten Gott einen Altar zu bauen, der zwar unbekannt ist, aber doch so viel über sich wissen lässt. Man kann ihn sogar lieben, was die intimste aller Beziehungen ist. Gott ist uns näher als wir uns selbst sind. Ein Gott, an den man nur glaubt oder über den man nur nachdenkt, ist noch nicht der christliche Gott, sondern nur sein Schatten. Der Gott, von dem die Rede sein soll, den kann man leben.

Theologie ist nur eine Fußnote: Über das Wort Theologie

Franchkowski beginnt die erste Vorlesung mit der Feststellung, dass Theologie wissenschaftlich verantwortete Rede von Gott sein soll. Er zitiert Eiler Herms, der sagt, dass die Realität der Christenheit und das christliche Leben zunächst und weithin theologiefrei sind. Christentum am Anfang ist nicht einfach Theologie, sondern Gotteserfahrung, Glauben und Religion. Paulus, Markus und Johannes waren keine Theologen, sondern Missionare, Erzähler und Visionäre. Interessanterweise kommt das Wort Theologie im Neuen Testament nur im Kleingedruckten vor.

Die Ursprünge des Begriffs Theologie

Franchkowski erläutert, dass der Begriff Theologie nicht biblisch oder christlich ist, sondern aus der religiösen Gräzität stammt. Dort bezeichnete er vor allem Dichter und Sänger, die in die Unterwelt hinabstiegen oder Mythen erzählten. Aristoteles kritisierte die Theologen seiner Zeit für ihre Spekulationen über die Kosmogonie. Der Begriff wurde also zuerst in kritischen Kontexten verwendet. Später gab es verschiedene Einteilungen der Philosophie, die auch theologische Aspekte umfassten.

Theologie in der Antike und im Christentum

Franchkowski betont, dass der Theologiebegriff nicht allein aus der Philosophie stammt, sondern aus dem Ritus und Mythos. Philon verwendet den Begriff nur marginal. Im griechischen Alten Testament kommt er nicht vor, vielleicht weil er als spezifisch heidnisch galt. Die Christen übernehmen den Begriff und verändern seinen Sinn. Skeptiker und Philosophen der Kaiserzeit verwenden ihn im herkömmlichen Sprachgebrauch. Im antiken Theater war das Theologon eine unsichtbare Oberbühne, von der herab Götter erscheinen konnten.

Die Entwicklung des Begriffs im Christentum

Franchkowski erklärt, dass Theologie nicht ursprünglich eine Vokabel ist, mit der Christen auf sich selbst deuten, sondern die sie nur langsam und behutsam auf ihre reflektierten Glaubensinhalte anwenden. Justin argumentiert, dass das Christentum keine Theologie im Sinne von Mythologie ist, sondern eine Philosophie. Clemens Alexandrinus setzt der Mythologie des Dionysus die Theologie des unvergänglichen Logos entgegen. Der Sprachgebrauch musste sich erst herausbilden.

Theologie als intellektuelle Funktion

Franchkowski fasst zusammen, dass Theologie eine intellektuelle Funktion von manchen Religionen ist, die nach ihren spezifischen Entstehungsbedingungen befragt werden. Die christliche Aneignung und Nostrifizierung des Begriffs zur Beschreibung einer gedanklichen Leistung der religiösen Selbstreflexion will er hier nicht weiter darstellen. Er möchte nur die Selbstverständlichkeit in Frage stellen, mit der auch Theologen das gerne als eine dezidierte und nur christliche Sache sehen. In der alten Kirche war das alles andere als selbstverständlich.

Religion und Theologie

Franchkowski erläutert, dass es für die Religionswissenschaft und Religionssoziologie Anfang des 20. Jahrhunderts eine wichtige Einsicht war, dass die gelebte Religion und die gedanklichen Systeme der Theologie getrennte Welten sind. Man hat eine religiöse Epoche unter Umständen noch gar nicht verstanden, wenn man nur ihre Theologen kennt. Max Weber erhob das religiöse Profil des Protestantismus nicht aus den Theologien, sondern aus der frommen Erbauungs- und Gebrauchsliteratur.

Theologie in der Gegenwart

Franchkowski erklärt, dass Theologie in der Gegenwart ein Referenzminus für die kritische Reflexion christlicher religiöser Inhalte im Kontext der intellektuellen Frage der jeweiligen kulturellen Situation ist. Sie transformiert das Religiöse in pointierte Ausdrücklichkeit und erhebt diese Reflexion darüber hinaus in einen Systemcharakter. Das gibt es natürlich auch im Judentum, im Islam und in anderen Religionen. Dogmatiken im Sinn von Gesamtinszenierungen des christlichen Glaubens hat es in den ersten beiden Jahrhunderten nicht gegeben.

Theologie vor und außerhalb des Christentums

Franchkowski betont, dass es auch vor- und außerchristliche Theologie gibt, was vor allem die Renaissance wiederentdeckt hat. Heute ist es selbstverständlich. Allerdings konnte die Differenzierung zwischen Religion und Theologie in neueren christlichen Kontexten auch bedauert werden. Akademische Theologie der Gegenwart ringt darum, ihre affirmativen Aussagen von religiöspetischen zu unterscheiden. Die Affinität zum Paradoxon erschwert es, theologische Aussagen als wissenschaftliche Aussagen zu plausibilisieren.

Theologie als Wissenschaft

Franchkowski kündigt an, dass es in der zweiten Vorlesung um die Theologie als Wissenschaft gehen soll. Er kritisiert den inflationären Gebrauch des Begriffs Theologie im akademischen Fach, indem gerne praktisch alles, was die alte Kirche an Literatur produziert hat, Theologie genannt wird. Er betont, dass die Christen eher Zurückhaltung geübt haben, dieses Wort zu gebrauchen. Andererseits sind Autoren wie der des vierten Esra Buches oder Heiden wie Plutarch oder Cicero Theologen auf Augenhöhe mit dem Apostel Paulus.

Relativierung und Einschränkungen

Franchkowski fasst zusammen, dass wir, wenn wir Theologie sagen, zwar von einer intellektuellen Bemühung sprechen, aber nicht unbedingt immer etwas Christliches meinen. Wir müssen die Selbstverständlichkeit relativieren, mit der theologische Autoren gerne alle Äußerungen des Neuen Testamentes pauschal als Ausdruck von Theologie im modernen Sinn lesen. Wir eignen uns mit dem Begriff Theologie eine Wendung an, die außerhalb des Christentums entsteht und auch auf dieses nur sehr allmählich angewendet wird.

Dogma und Ambivalenz

Franchkowski erklärt, dass das Dogma eine Fokussierungsform in der Kirche ist, aber nicht einfach nur der Theologie. Es ist nie individuell und muss immer kritische Distanz gegenüber zu viel Kunst der Sprache üben. Die Dogmen der alten Kirche wurden immer als autoritative Interpretationsakte gesehen, nicht als das Gottes Wort selbst. Gerschom Scholem hat gesagt, dass die Theologie sich mit den innersten und dunkelsten Wünschen des Menschen beschäftigt.

Schlussfolgerung und Ausblick

Franchkowski betont die tiefe Ambivalenz, dass die Theologie von etwas wissenschaftlich handeln muss, wovon sie selbst sagt, dass man es nicht wissenschaftlich einfangen kann. Er verwendet den Begriff Theologie als Label für antike Literatur nur im spezifischen Sinn, wie er soeben definiert wurde. Die Autoren des frühen Christentums sind in erster Linie religiöse, geistliche und apokalyptische Schriftsteller. In ihren Schriften entsteht nur sehr langsam und in Ansätzen jener Wissenschaftsdiskurs, den wir heute Theologie nennen.

Adolf Deismann und das Neue Testament

Franchkowski zitiert Adolf Deismann, der sagte, dass das Neue Testament wirklich ein heiliges Buch, nicht der Theologie, sondern der Religion sein Dasein verdankt. Er hofft, dass verständlich geworden ist, warum er das hier zitiert. Die Theologie kann die Geheimnisse Gottes nicht umfassen, aber sie kann an sie rühren und soll das sogar. Er wiederholt, dass der Job der Theologie darin besteht, Haushalter der Geheimnisse Gottes zu sein, die uns nicht gehören, aber die wir doch verwalten sollen und dürfen.

Einladung zur nächsten Vorlesung

Franchkowski lädt die Zuhörer herzlich ein, ihm durch die kommenden Vorlesungen darin zu folgen, was das wohl bedeuten könnte. Die nächste Vorlesung fragt dann nach der Theologie als Wissenschaft. Was könnte das bedeuten? In welchem Sinne ist die Theologie eine Wissenschaft? Ist sie das überhaupt? Danach wird es dann erstmal um den Gottesbegriff gehen. Was meinen wir eigentlich, wenn wir Gott sagen? Was meinen wir, wenn wir von einer Gotteserfahrung sprechen?

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