Kurze Zusammenfassung
Das Video behandelt das ethische Dilemma von Zaina, die vor der Frage steht, ob sie Versprechen einhalten soll, die sie ihrer verstorbenen Frau Yvonne gegeben hat. Es werden verschiedene philosophische Perspektiven beleuchtet, darunter die Bedeutung von Versprechen für die Gesellschaft, Fragen der Selbstbestimmung und die Rolle von Beziehungen bei der Identitätsfindung.
- Die Einhaltung von Versprechen als soziale Verpflichtung vs. persönliche Entscheidung.
- Das Recht auf Selbstbestimmung im Kontext von Versprechen an Verstorbene.
- Der Einfluss von Beziehungen und Identität auf ethische Entscheidungen.
Ein tragisches Dilemma
Yvonne und Zaina führen seit Jahrzehnten eine glückliche Ehe und leiten gemeinsam eine gemeinnützige Organisation, die an der Heilung einer lebensbedrohlichen Krankheit arbeitet. Diese Arbeit wird hauptsächlich durch die Gewinne eines erfolgreichen Unternehmens finanziert, das Yvonne gegründet hat. Nach einem tragischen Autounfall bittet die sterbende Yvonne Zaina, ihr zwei Dinge zu versprechen: Erstens soll Zaina die Mittel des Unternehmens weiterhin zur Unterstützung der gemeinnützigen Organisation und ihrer Forschung verwenden. Zweitens soll Zaina das Versprechen erneuern, niemals wieder zu heiraten, ein Gelöbnis, das sie vor Jahren abgelegt haben. Zaina gibt ihr diese Versprechen.
Veränderte Umstände
Ein Jahrzehnt später hält Zaina ihre Versprechen. Allerdings stehen mehrere große Pharmaunternehmen kurz davor, die Krankheit zu heilen. Zudem hat Zaina nach Jahren der Trauer eine neue Beziehung begonnen. Sie ist glücklich mit ihrem Partner, aber das Gewicht ihres Versprechens lastet auf ihr. Angesichts dieser neuen Umstände stellt sich die Frage, ob Zaina ihre Versprechen weiterhin einhalten sollte.
Philosophische Perspektiven auf Versprechen
Philosophen wie Tim Scanlon argumentieren, dass es bei Versprechen im Wesentlichen darum geht, zwischenmenschliche Erwartungen zu schaffen. Versprechen signalisieren Vertrauenswürdigkeit und ermöglichen es anderen, ihre Pläne entsprechend anzupassen. John Rawls und David Hume betonen, dass es bei der Einhaltung von Versprechen weniger um den Schutz der beteiligten Personen als vielmehr um die Wahrung des gesellschaftlichen Werts des Versprechens selbst geht. Hume sieht Versprechen als Instrumente zur Signalisierung von Vertrauenswürdigkeit, während Rawls die Einhaltung von Versprechen als Frage der Fairness betrachtet.
Versprechen an die Toten und Zwang
Es wird diskutiert, ob soziale Erwägungen auch für Versprechen gelten, die man Verstorbenen gegeben hat. Einige argumentieren, dass Zaina sich in dieser persönlichen Angelegenheit mehr auf Yvonne konzentrieren sollte, als auf das, was sie der Gesellschaft schuldet. Zudem wird die Frage aufgeworfen, ob Zaina die Versprechen unter Zwang gegeben hat, da es schwierig sein könnte, einem sterbenden Ehepartner einen Wunsch abzuschlagen.
Selbstbestimmung vs. Yvonnes Rechte
Aus der Perspektive der Selbstbestimmung argumentiert John Locke, dass Menschen ein natürliches Recht auf Selbstbestimmung haben, das einschränkt, wie stark andere Menschen unser Handeln bestimmen können. Die Frage ist, ob Yvonnes Rechte mit ihrem Tod erloschen sind oder ob sie weiterhin Autorität über ihr Erbe, ihre Beziehung und insbesondere ihr Geld hat. Viele Länder haben Gesetze zum Schutz des Vermögens von Verstorbenen.
Veränderte Umstände und Identität
Zaina ist der Meinung, dass Yvonne gewollt hätte, dass die Gelder dort eingesetzt werden, wo die Not am größten ist, beispielsweise in der Forschung zu anderen, weniger verstandenen Krankheiten. Da sich die Umstände geändert haben, könnte Zaina berechtigt sein, Yvonnes Wünsche anzupassen. Feministinnen wie Natalie Stoljar argumentieren, dass unsere Identitäten durch gesellschaftliche Beziehungen konstruiert werden, was bedeutet, dass Zainas Identität und Werte mit ihrer Ehe mit Yvonne verbunden sind. Die Einhaltung der Ehe und der darin gegebenen Versprechen könnte für Zaina eine Möglichkeit sein, ihre eigene Identität zu bestätigen.
